Seite:De Zimmerische Chronik 4 159.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


das er sein leben uf dem Gotthart in s. Bernharts closter welte beschließen. Es schickts aber der allmechtig alles in aim andern weg und kunte menigclich darbei spürn, das solch gedanken ein lauter presagium waren seines absterbens,

5

gleichwol der zeit er, noch niemands sich dessen versah. In der weinacht wolt er die cristmettin nit versaumen, welches im doch getrewlichen widerrathen wardt in ansehung der grosen kelte, die im zu seinem anligen heftig zuwider. Aber er beharret uf seinem fürnemmen und kam ellengclichen

10

in die pfarrkirchen und wider darauß. Morgendts am hailigen tag, auch die andern feirtag gieng er unerschrockenlich zur kirchen und pflegt die ursach, warum er die christmettin nit versaumen wellen, zu melden, namlich das ein edelman im landt zu Payrn gewest, Christof von Laimingen,

15

eins namhaftigen geschlechts, aber ein verruechter, übelschwerender mentsch und der sich nie verheiraten, sonder hab ein beisitz, ein ledige türnen, gehapt, mit der er etliche jar gehauset. Nun seie er in vil zeit in kain kirchen kommen, nie gebettet, auch kain gotzdienst besucht;

20

insonderhait aber in dem markt, darin er sein haimwesen, haben seine vordern ein schönen gotzdienst gestift, dess er doch wenig geachtet, sonderlichen aber zu weinechten, als menigclich zu der christmettin gangen, hab ine niemandts darein bereden künden, sonder seie im bett bliben, unangesehen

25

das die guet fraw, sein beisitz, ufgestanden, ine vermanet und gebetten, die christmetin nit zu versaumen, welches er alles abgeschlagen und verachtet; darauf sie zu kirchen gangen und hab das Bachuskindt ligen lasen. In dem, wie er also sicher ein guete weil gelegen und sich kainer sorg

30

besorgt, do sei in ain grausen ankommen, damit die cammerthür ufthon worden und ein langer, groser, schwarzer man in die cammer gangen; der hab ein grünen rock angehapt, ein grünen huet uf seim haupt, ain groß jegerhorn am hals hangen, zwen schwarz hundt hab er an eim windstrick

35

gefüert; sei also mit den hunden etlich mal in der cammer umbzogen. Letstlich, als der edelman schier halb todt vor forcht, hab der gaist in mit namen genennt und gesprochen: »Woluf, du muest mit! ich hab dein lang gewartet.« Als er aber nit ufston, sonder sich Got trewlichen bevolchen

40

und mit dem hailigen creuz zaichnet, hab der gaist gesagt: »Ich bin kommen, der mainung, dich umbzubringen, du hast aber ain mentsch in der kirchen, das dich so getrewlich in


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_159.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)