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die cristmettin zu geen vermanet hat, welches den allmechtigen Gott so hoch für dich gebetten, das ich kain gewalt mer über dich hab.« Darmit sei er zur cammer wider hinauß gangen und hab ein solchen lauten, übelschmeckenden

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furz hünder im gelassen, darab der edelman erschrocken und gestanks halb in ein ohnmacht gefallen, auch darin ain guete weil gelegen, biß die fraw, sein beisitz, wider uß der kirchen kommen, hab sie iren junker uf den todt schwach gefunden. Er hab in etlichen tagen hernach nit wol megen

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wider zu im selbs kommen und hinfüro die tag seines lebens hab er kain christmetin verschlaffen oder versaumpt und sei im vil baß ergangen, dann graf Erasmusen von Werthaim. Derselbig hab uf ein zeit ein gespenst in ainer kammer gehört, sei er über alles trewlichs warnen und vermanen

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unerschrocken und ohne ein liecht hinein gangen, die thür nach im zugethon und mit eim schwert umb sich gefochten. Das hab ein kleine weil geweret, da sei es still worden. Wie nun seine diener die cammer wider geöffnet und iren herren gesucht, do hab in das gespenst under ein truchen

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geschlaift, das man in nit wider herfür kinden bringen. Man hab die [1096] truchen ufheben müesen, hab aber gleichwol noch ain wenig gelept, doch ohne allen verstandt oder rede hingefaren, und soll ein übelschwerender, ungotzförchtiger mentsch gewest sein. Diese historia pflag graf Gotfridt

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Wernher zu melden und das er den gotzdienst, die zeit er noch zu leben, wo müglichen, nit versaumen welt. Er sagt auch, wie er von dem eltern herr Wilhelm, truchseßen, gehört, das der gotzdienst niemandts an seinen gescheften verhünderung prechte; so würde vom almusengeben niemandts

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arm, vil weniger, das vom paurenschinden oder übernemmen etwar reich künte werden. Solcher spruch gefiel im woll und wolt ie dem selbigen nachvolgen. Gedachter herr Wilhelm het deren sprüch noch mehr, das er sagt von den zeitlichen strafen, die eim offenlichen ehebrecher begegneten,

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nemlichen krankhaiten leibs, zeitlichs verderben und dann ein offne schandt. Als demselbigen herr Wilhelm, truchseßen, das paralisis vor vil jaren zu Stutgarten getroffen, in masen das er aller glider kraft beraupt und wie ein todter mentsch lag, waren die medici zu im berüeft worden. Die

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hetten nach langem rathschlagen sich entschlosen, nichs weiters mit ime fürzunemmen, sonder den lieben Gott walten lasen, dann es were auß mit ime. Das hetten sie aber gar


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_160.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)