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caplönen gewesen, und zu zeiten, als der alt herr Wernher freiherr zu Zimbern die herrschaft zu handen gepracht, hat es ein samlung zu Under-Crumbach gehapt an dem ort, da iz die kirch, genannt zu S. Niclasen. Die hat derselb herr

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Wernher von wegen merer sicherhait, auch sonst des orts allerlai ungelegenhait halber von Under-Crumbach geen Mösskirch zu unser Frawen capell an der Ablach in das haus, darin iezmals die mesner ire wonung, transferiert[1]. In wenig jaren darnach ist dieselb samlung auch abgangen und

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sein die gülten und nutzungen der samlungsfrawen von der herrschaft uf das gestift und die caploneien verwendt worden. Graf Göttfridt hat ob dem gotzdienst heftig gehalten, dann die zeit seins lebens und er anhaimisch, so hat kain caplon ohne erlauptnus oder sonder ehehafte ursachen

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wandern dörfern. So sie aber den gotzdienst sonst mit singen oder lesen versaumpt oder unfleißig verricht, hat er das unberedt nit hingeen lassen, sie heftig darob gescholten, mit erinnerung ires tragenden ampts. Das lang predigen oder geschwetz uf der canzel hat er auch nit leiden künden,

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sonder mertails solche predicanten gehapt, die das wort Gottes nach catholischer art und nach den alten hailigen lerrern didactice, damit die einfältigen underthonnen ordenlich underwiesen, geprediget und geleret. Alles schelten und holipen hat müesen vermüten bleiben, dann er vermaint,

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wie auch die warhait, das solchs nit dienstlich wer zu erbawung der zuhörer, sonder brechte vil mehr ein ergernus und würde der gegenthail dennost nit darvon gebessert. Mit solchem grosem fleis und unaufhörlichem ufmerken, auch das er alle tag zwaimal zu kirchen gieng, in das ampt und

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in die vesper, do wardt der gotzdienst durch die priester ganz geflissen und ordenlichen versehen. Wenig jar vor seinem absterben hat er verordnet, das alle freitag das Tenebrae[2] und Media vita[3] gesungen worden. Darvon wurt den priestem von der herrschaft alle jar dreizehen guldin

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geraicht. Darneben ist er ganz warhaft und ufrecht gewesen; was er ainmal zusagt, das mueste hernach gehalten sein. Ich hab nie gehört, das er iemals von jugendt uf sich ainiger luginen oder wie man die waidtsprüch nempt, gebraucht


  1. transferiert] hs. traßferiert.
  2. Tenebrae] factae sunt etc. ist ein charfreitagslied nach Mathaeus 45 ff.
  3. Media vita] s. Mone, Lateinische Hymnen des Mittelalters I, 397 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_177.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)