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angerüeft, auch das zaichen des hailigen creuz für sich gemacht, domit er den besen gaist vertriben. Der ist mit ainer sollichen große[1] ungestimme von ime abgewichen, das er nit anders vermaint, dann es wellen alle die beum im

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holz zusamen fallen. Nichs destoweniger aber ist er fortgangen und gen Wald kommen. Aber so lang er hernach gelept, hat er an kaim sonntag oder gebannen tag vor der mess mer gekeglet. Das exempel solten unser jungen gesellen und die jung welt zu herzen füeren und wol bedenken,

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so würden sie etwas mer gotsferchtig sein, auch sich an feirtagen spils und anders ungepürlichkait vor der kürchen enthalten. Aber dise geschicht ist gewisslichen fürgangen in denen zeiten, als herr Johans Wernher freiher von Zimbern, der jünger, die herrschaft Messkürch noch ingehapt,

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umb die jar nach Cristi gepurt ongefärlich 1509. So ist auch der obgenannt Michel . . ., dem dise abenteur begegnet, hernach in gutem alter zu Rast gestorben, wiewol er vil jar krieg gebraucht und sich ganz redlich gehalten. Sonst hett er ein große beschwerdt ab dem früeen,

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unzeitigen heuraten der jugendt; dann er sagte, es kem die welt dardurch in ein abgang und würde die natur damit geschwecht, also das ein meusle ain anders meusle fürbrechte. Darumb pflag er ein reimen einzufiern:


»Halt dich warm!
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Nit überfüll den darm!

Bis den frawen nit zu holdt!
So lebst, so lang da sollt.«

* [1472] Grave Gottfridt Wernher pflag zu sagen, es sollte ain ieder sein beichtvatter in guten eren haben,

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dessgleichen auch den arzeten, den scherern oder wundarzten und dann den apoteker; dann es weren vier sorten leut, die zu fürchten und da sie erzürnt, aim wol kündten was eindrenken, wie man spricht, und sich hofflichen rechen. Und furwar, er hets nit allain also in der redt, sonder auch

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er entsaß solche leut, und wo er konnte, understande er sich, die in officio und in aim guten gunst zu behalten. Er hett im brauch, da er beichtet, iedes mals seim beichtvatter ain reinischen guldin in gold zu geben und zu vereren, nemlich ain bayrischen gulden, doran unser[2] Frow im gepreg

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und ain ritter vor ir knüet. Derselbigen het er in anno


  1. große] hs. größe.
  2. unser] hs. unns.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_185.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)