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guet salmen, guet braten, caponen und wilpret.« Do mögte einer gedenken, was lange kregen solche wort geben haben. Es sein iren vil hernach, als sie wider in die fülle der speis kommen, gestorben, die sich überesen haben. Als graf

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Philips uf dißmal mit dem leben entrunen, ist er vil jar bei kaiser Carln in Hispannia und teutschen landen zu hof gewesen, hernach von ermeltem kaiser in kriegen wider Frankreich und sonst gebraucht worden. Die namhaft werlich stat S. Audomar, man nempt sie aber nur S. Thomas, im

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Artois gelegen, hat er etlich zeit als ein kaiserischer obrister mit eim regiment deutscher knechten ingehapt und die wider Frankreich bewart. Nun wonte eins französischen herren nachgelasne witib in der stat S. Thomas, die war des geschlechts und herkomens von Balieul[1], genannt Johanna, und

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wiewol sie von irem vätterlichen erb eins grosen vermegens, so war ir doch von irem herren und gemahl säligen, deren sie zwen vorhin gehapt, und von dem sie auch kain kindt, nit wenig zugefallen und anererbt. Dieweil aber domals zwischen dem kaiser und Frankreich ein anstandt, also das

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sie baiderseits anfiengen wider zusamen zu wandlen, so ließ sich doch die witfraw mertails zu S. Thomas, wie oblaut, finden und wolt iren possessionen uf dem landt nit vertrawen, sonder war in irer behausung, für war in eim schönen palatio gleich mit seinen gärten und aller zugehörde,

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auch an ainem gesunden ort in der stat gelegen, und wie man sagt, soll das ainest von einem bastardt von Burgundi erbawen sein worden. Dieweil dann graf Philips obrister in der stat, wardt [1164] durch mitelpersonnen ein heirat zwischen ime und dieser reichen witfrawen angetragen, und

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kam die sach sover, das er sie im mit vorwissen und bewilligen irer nechsten freundt verehlichet. Ich hörte domals, das sie gegen iren freunden in aller underhandlung sich vernemmen lasen, sie het inen vormals zwai mal gevolget und nach irem rath geheirat; wie das iedes mals gerathen, das

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hetten sie sich noch wol zu erinnern, derhalben sie dahin entschlossen, das drittmal nach irem gefallen und dennost in ein ehrlichs geschlecht zu heiraten. Es wardt die hochzeit angeschlagen zu Sant Thomas uf die fassnacht im 1556 jar, darauf auch der jung grave Wilhelm von Eberstain be-


  1. Balieul] Krieg von Hochfelden, Gschichte der Grafen von Eberstein, nennt s. 161 diese erste gemahlin Philipps Anna gräfin von Donliers in Flandern.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_268.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)