Seite:De Zimmerische Chronik 4 285.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


sagt der ander von evangelischen predicanten, das die mertails idioten und ungelert, ja manichmal, wie solchs nit künt vernaint werden, zuvor nachrichter weren gewesen. Das macht dann der disputation ein endtschaft. Solcher grafen

5

in hohen deutschen landen, die sich der newen religion und glaubenssachen so hoch angenommen, hab ich vier gekennt, do ihe ainer über den andern ist gewest mit disputiren[1], und haben inen die sachen ganz nahe lassen angelegen sein, under denen grave Conrad von Tübingen der erst.

10

Derselbig aber ist in disputiren oder dem grund so hoch nit fundirt, sonder [1173] seine argumenta bestehen im streiten und beharen, und glaub, da sein hausfraw, die dann ain truchseßin von Walpurg und herr Jergen des statthalters in Würtenberg dochter, befragt, sie sollte in glaubenssachen

15

mer, dann er, belesen sein. Der ander ist diser graff Phillips von Hanow. Der übertrifft graff Conradten weit in[2] religionssachen, aber er hat sich biß anhere dermaßen hüeten und fürsehen künden, das im sein glaub weder gegen kaiser oder königen mangel oder ainiche ungnad gebracht, vil

20

weniger, das er het mögen für ein rebellen geachtet werden. Der drit graff im newen glauben das ist grave Ludwig von Ötingen. Der ist auch über die zwen vorgenannten, gleichwol in sein glaub höchlichen vernachtailt, wie das an ainem besondern ort[3] in diser historia wurt vermeldet. Aber der

25

viert, der diser aller maister gewesen und luterischer, dann der Luther selbs, das war grave Eberhardt von Erpach, dessen der ursach halb hievor[4] in diser historia vil gedacht worden. Dise vier graffen sein geschickt, verstendig, fürnem und ainsteils so gelert, das sie ein gutherzigen sollten

30

betauren, das sie also mit so unglückhaftigen secten und schwermereien sein behaft. Der almechtig verleihe inen rechte erkanntnus! Gleichwol deren mer sein, die sich der relligion so hoch annemen, so besseren sich doch ire guter nit darbei, dess uf die herr Ungnaden gezogen. Die haben

35

von des newen glaubens wegen ire güter verlassen und sein in Würtenberg gewichen, Her Hanns, der alt Ungnad, kam vergangner jaren mit herzog Cristoffen von Würtenberg und margraf Carln von Baden gen Ulm uf ain kraistag. Ongeferd füegt es sich, das derselb und der alt herr Conrad von


  1. disputiren] hs. dispentiren.
  2. in] hs ein.
  3. ort] s. oben III, 336, 6 ff.
  4. hievor] s. oben II, 234, 9 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_285.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)