Seite:De Zimmerische Chronik 4 310.jpg

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grafen trangen, auch gleichwol dessen wol notturftig waren, dann graf Cristof Friderich von Zollern hett im die straff dises amptmans in abtrettung der grafschaft vorbehalten zu seim tail. Wie der actus aber vorhanden, das alle sachen

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sollten abgehandlet und beschlossen werden, do waren zugegen grave Jos Niclas sampt iezgeherten seinem vetter, graff Cristof Friderichen, und den amptleuten, dessgleichen etlich vom adel und dann des Jergen Schreibers weib und fründtschaft, auch sonst vil weiber in stürzen, als in ainer

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cleglichen handlung. Do ward nach beschehnem fürtrag die urgicht und verschreibung verlesen; sonderlichen aber, als die narration inhielt die bese stuck und verprechen, auch das er hiemit den strand verdienet, iedoch ußer fürbitt des lebens gefrist, do war ain groß stillschweigen von

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den weibern und aller fründtschaft. Wie bald aber der sentenz verlesen, das er sich bewilliget hett, für sein abtrag vier tausendt guldin zu erlegen, do erhub sich ain ernstlichs weinen und heulen und clagen von den fründen. So kert sich der Jerg Schreiber umb gegen den fründen und weiber,

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spricht ganz tröstlich: »Ach weinen und keben euch nit so übel des gelts halben! ich will darumb weder ecker oder wisen verkaufen.« Das ist domals von etlichen für ein dorechte, unbesonne rede gehalten worden, als das auch gleichwol an ime selbs ist. Es haben aber vil vermaint, er

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habs seinem herr, grave Josen von Zoller, zu laid geret, als ob er inne wol heher het mögen straffen. Aber mit den vier tausent guldin war die sach abgetragen. Er het ain son, war pfarrer zu Weilhaim, ein wesenlicher pfaff, der nam den vatter und die muter zu sich hinauß. Bei dem

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ist er auch etliche jar bliben und alda gestorben. Man hat darvon sagen wellen, er hab im selbs vergeben und sich zum dodt befürdert. Der argwon aber ist hievon entstanden. Uf ain zeit ist er des morgens in aller früe uf den kürchoff darafter gangen und aller hand gefert daruf getriben. Sein

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son, auch sein weib oder niemands hat gewisst, worumb oder was er hiemit gemaine. Hernach hat er ime haißen das weib ein gute hennen über das morgenmal zusetzen und kochen. Das ist also beschehen. Ob dem essen ist ime ainsmals geschwunden, kain wort weiter geredt und

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gleich todt gewest. Der allmechtig verzeihe der seelen! Das sollt im ain ieder amptman ain warnung sein lassen, dann die finanzen und griffle graten wol ain zeitlang, aber


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_310.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)