Seite:De Zimmerische Chronik 4 313.jpg

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kommen sein. Seine vorder sein ußer dem land zu Meichsen in die landtsart herauß an Reinstrom und in den Odenwald kommen und haben sich nit allweg die Landtschaden geschriben, sonder von Stainach und die Bleiker von

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Lindenfels, ist ain bruderstailung gewest. Sie sein in hochen gnaden bei dem bischoffen von Wormbs gewest, bei denen sie auch sich wol gehalten, und ist das bistum Wormbs der zeit vil reicher und mechtiger gewest, dann die Pfalz bei Rein. [1425] Der bischof hat inen Stainach mit seiner

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zugeherd zu lehen gelihen. Darnach hat der stift und die Pfalz zugenommen. Zu unser zeiten ist das herlich bistum schier gar zu nichten worden. Das ich aber wider uf die vorigen red mit dem lewen kom, so hat sich bei unser zeiten ain seltzame und

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ungewonliche that zu Landtshut mit aim lewen begeben. Derselbig hat herzog Albrechten ainer großen gefar erlediget; das hat sich also gefüegt. Es kam ains mals der cardinal von Augspurg, bischof Otto, gen Landtshuet. Dieweil aber herzog Albrecht etlich lewen alda erhielt, die auch hernach,

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wie man sagt, junge lewen haben fürbracht, do fürt er den cardinal dahin, ime die großen thier zu weisen. Nun ware der herzog dem lewen wol bekannt, das im [der][1] herzog getrawte und mit der hand zum getter hinein griff, den lewen straichlen. Indess wie der herzog und cardinal reden

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und der sachen weiter nit achtung geben, so schleucht die lewin herzu, und wie es an dem, das sie dem herzogen die hand und den arm erwüschen wollt, der auch so bald nit weichen kund, so ersichts der lew. Der erzürnt darab und schlecht die lewin mit dem ainen fuoß, inmaßen das

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sie über den rain abburzlet. Damit war der herzog erlediget, dem sonst one zweifel die hand ab dem leib sampt dem arm wer gerissen worden. Man sagt, der herzog hab disem lewen ain pfrundt verschafft, die er wol umb inne hat verdienet. Also befindt sich, das auch die unvernünftigen

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thierer zu zeiten mer vernunft haben und gebrauchen durch sonderliche gnad Gottes, dann die vernünftigen thier, welche auch zu vil malen zu rechten unvernünftigen thieren und erger werden. *


  1. der] fehlt in der hs.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_313.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)