Seite:De Zimmerische Chronik 4 321.jpg

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historien nit übergang;« dann III, 260, 22 ff.: »Ich acht einem, der historias schreiben welle, zugehören, libere und frei, was er von glaubwürdigen leuten gehört und selbs gesehen und erfaren, ohne alles schewen oder ainig entsitzen in geschriften zu bringen und damit der gedechtnus zu bevelchen;« I, 314, 37 ff.: Der historias schreiben und alte geschichten verzaichnen, der soll nichs verschweigen, die warhait, sovil bewisst, anzaigen und hierin niemands verschonen.« »Welcher historias und die warhait beschreiben, derselbig soll nit außlassen, das im gefellig, oder außer affect zu lieb oder laid zu schreiben, sonder vielmehr, wie es die gelegenhait gibt, soll er one alles schewen, es treff an gleich publica oder privata negotia, eröffnen.« (I, 617, 12 ff.) IV, 46, 16 ff.): »Die historici die übergeen dises alles und will niemands der grosen herren privatleben anrüren oder der katzen die schellen anhenken, sonder schreiben mertails von ires bauchs und von gewins wegen, daran sie doch höchlich unrecht thuen und billicher weren schmaichler und orenmelker, dann historici zu nennen; dann nit allain das löblich und so das liecht erleiden mag, zu beschreiben, sonder vil mehr das unlöblich und ungepürlich, damit sich die nachkommen dess erinnern und zu vermerken, warumb etwann Gott ein ganz künigreich sinken last und erschrockenlichen strafet.« III, 261, 3 ff.: »Sollichs sein nit historiae, sondern panegyrici, die nun vermelden, was man gern höret, das bitter überhupfen sie, seitmals die götlich warhait niemands, es sei gleich hoches oder niders stands, erleiden mag.« Gleichwohl kennt auch die chronik fälle, in denen schweigen besser ist, als reden, indem sie z. b. sagt: »Von disen hendeln were vil zu schreiben, aber die warhait mag das liecht nit leiden und gebürt ain unwillen« (II, 149, 17 ff.), oder: »Von disen sachen were eine wunderbarliche historia und der gedechtnus wol würdig zu erzellen, wurt aber alhie, der nachkommen zu verschonen, bedechtlichen, aber doch gar ungern underlassen« (II, 148, 34 ff.).

Wie in diesen äußerungen sich ein richtiges verständnis von der aufgabe des geschichtschreibers kundgiebt, so verräth die chronik auch sonst einen verständigen, für seine zeit gebildeten, wenn auch von ihren vorurtheilen noch nicht ganz freien verfasser.[1] Der frage über diesen schicke ich die beschreibung der handschriften voraus, von denen theils auf hörensagen, theils aus


  1. Auf einige punkte mag hier hingewiesen werden. Eine gläubige, der alten kirche treue gesinnung ist vielfach ausgesprochen, z. b. I, 359, 39 ff; IV, 285, 28 ff. Gegen missbräuche in der kirche und besonders im klosterleben wird geeifert I, 49, 38 ff.; II, 449, 38; 514, 11 ff. 562, 33 ff. II, 641, 4 ff. Aberglaube verräth sich z. b. III, 5, 12; 380, 9. IV, 108, 34 ff; kunstsinn III, 553, 8; politische erfahrung z. b. III, 617, 6 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_321.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)