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auch jetzt in seinem Zimmer, durch die offene Tür mit den Brüdern redend, sagte er: „Wie gut, daß ich noch beim Regiment geblieben bin – denkt mal, wenn ich jetzt schon Reserveonkel wäre!“

Anders sah es beim Seemann aus. Schon im Kinderbadewännchen hatte er immer ein Schiffchen zum schwimmen haben wollen, und später richteten sich all seine Knabenwünsche auf Kreuzer und Torpedoboote, die dann im Gartenteich alle Arten von Maschinendefekten und schweren Havarien erlitten. Seine Lieblingslektüre waren stets Marinegeschichten gewesen, und manche dieser Bücher standen noch jetzt in seinem Zimmer neben den Andenken an ferne Häfen von der ersten großen Seereise auf dem Schulschiff. Es hatte ja von klein auf bei ihm festgestanden, daß er zur Marine gehen würde, und Großmama hatte ihre Einwilligung geben müssen zu diesem in der Familie neuen Beruf. Seine Gefahren schreckten sie, aber gerade deshalb hatte sie zugestimmt, hinter geschlossenem Visier die eigene Sorge verbergend – Ängstlichkeit wenigstens sollten die Kinder nie an ihr kennenlernen.

Neben dem Seemann hauste der Primaner. Wie jenen das Wasser, zog diesen die Luft an, und ein großer Bastler war er von jeher gewesen. Die ersten Drachen hatte er sich mit viel Gummi und klebrigen Fingern selbst zusammengeleimt; Windmühlen wurden sein nächstes Ziel, und jetzt stand in einem leeren Raum neben Großmamas Garage ein seltsam vogelartiges Ungeheuer, das ein Flugzeug werden sollte. „Am liebsten ginge ich doch als Flieger mit,“ erklärte er dem

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/22&oldid=- (Version vom 31.7.2018)