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vorbei kamen, wie über den Millionen der Ausrückenden, wie über denen, die sich stündlich noch vom Lande in die Kasernen drängten. Großmama hatte es ja an ihren eigenen Angestellten erlebt, wie so mancher von ihnen, alles stehen und liegen lassend, freiwillig aus sicherm Verdienst davongeeilt war, ihr Abschiedsgeschenk, eine Zigarrenkiste, als einziges Gepackstück in der Hand, um nur ja noch rechtzeitig zur Freiwilligen-Meldungsstelle zu kommen. Allesamt vom heiligsten Drange getrieben, allesamt Fünkchen in dem flammenden Meere der großen Begeisterung.

Bei all den jungen Gesichtern, die in den Zügen vorüberglitten, mußte Großmama an die eigenen Enkel denken. Der Jüngste wurde ja noch ausgebildet in der Ersatzschwadron des Regiments seines Bruders, aber die beiden andern waren schon draußen. Der Seemann hielt Wacht auf nordischem Meere, und der Älteste war gleich noch am ersten Tage ausgerückt. Ein paar eilige Postkarten hatte er von unterwegs geschrieben.

Solche Grüße schon von jenseit der Grenze, wie auch das Fortziehen der Pferde, die Beschlagnahme der Automobile und all die Nachrichten der hastig durchflogenen Zeitungen und Extrablätter brachten die Wirklichkeit des Geschehens wohl zum Bewußtsein. Aber neben all dem, was den Zusammenhang mit jedem Frühern zu zerreißen schien und die bestbedachten Pläne und Berechnungen zusammenbrechen ließ, was Menschen, Tiere und Dinge zu ungeahnten neuen Verwendungen umwandelte – neben all dem mußte doch auch das altgewohnte Leben mit seinen Arbeiten und Zielen

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Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/32&oldid=- (Version vom 31.7.2018)