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leicht die Glücklichen beschleicht, dämmerte in ihr auf: das würde dem Beobachter eine unbezwingliche, unerschlaffbare starke Natur verrathen haben, wenn jemand sie beobachtet hätte. Ihr Mann, der nur die Oberfläche der Dinge erkannte, sagte ihr oft:

„Du hast ein Naturel wie ich mir die Wilden vorstelle, immer frisch, immer munter, immer bei der Hand - Du beneidenswerthes Naturkind Du!“

„Ja, so bin ich nun einmal geschaffen,“entgegnete sie gleichgültig.

„Aber Erziehung, Umgebung und Verhältnisse unterstützen eine solche Beschaffenheit oder untergraben sie.“

„Ich würde doch versuchen mich gegen das Untergrabenwerden zu wehren,“sprach sie nachdenklich.

„Und womit denn das, meine Nymphe?“ fragte er lächelnd und umschlang sie.

„Mit meinem Willen!“ rief sie.

„Halte-là! der Wille ist eine sehr gute Sache; indessen muß eine Frau ihn doch nur mit Maß üben. Der einige Wille der Frau ist der Tod der Liebe und des Glückes des Mannes.“

„Ich meine keinen eigenen, nur einen freien Willen, lieber Eustach.“

„Und wie unterscheidest Du den so fein?“

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/036&oldid=- (Version vom 31.7.2018)