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eine Bestimmung die Du mit Allen und mit Jedem theilst. Für uns Beide, meine Aurore, sind die Resultate dieselben, obgleich sie aus verschiedener Ursach entspringen: Du warst immer klüger und geschickter als ich, daher bist Du auch jezt Denjenigen voraus mit denen Du lebst, während ich hinter Eustach zurück bin. Und sieh wie das weise zu unsrer Ausbildung angelegt ist: Dein Geist ist wie ein rasches feuriges Roß und Du sollst es zügeln lernen; der meine ist wie ein langsames und schwerfälliges, und ich soll es anspornen; - was uns schwer wird sollen wir uns aneignen.“

Als Aurore diesen ernsten demüthigen Brief las, sprach sie kopfschüttelnd zu sich selbst: in ihrer allzu beschaulichen Existenz nimmt ihr Phlegma überhand.

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Es war ein wunderschöner Sommerabend. Eustach und Cornelie wollten spazieren reiten; die Pferde standen schon gesattelt im Schloßhof. Da traten zwei junge Leute durch das äußere Schloßthor um sich in den Park zu begeben, der von Fremden eben so besucht wurde als der von Grafenort und von Kunzendorf. Es waren zwei fröhliche Studenten aus Breslau. Julian Ohlen hieß der eine und der andre Leonor Brand.

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/058&oldid=- (Version vom 31.7.2018)