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schrieb. Wenigstens war ihm das mit einem geglückt, mit einem großen historischen Drama „Hermann der Cherusker,“ das auch wirklich in einem Buchladen erschienen war; - ob aber im Buchhandel ist ungewiß. Dieser Hauptmann besaß die Gabe der Rede in einem solchen Grade, daß er bei oberflächlicher Bekanntschaft bei den meisten Personen für einen sehr klugen Mann galt. Welch Thema man auch berühren mogte - augenblicklich ergoß er sich in einen solchen Redestrom, daß man ganz betäubt meinte, wer über einen Gegenstand so viel zu sagen wisse, müsse nothwendig viel darüber gedacht haben. Man war von einem solchen Bienenschwarm von Worten umsaust, daß man nicht sogleich zu ihrer Würdigung kommen konnte, denn man hatte genug zu thun mit hören; antworten war unmöglich und überflüssig. Eine solche wüthende Redseligkeit geht immer aus einer unerhörten Süffisance hervor; aus der Ueberzeugung Niemand könne die Sache tiefer auffassen, klarer darstellen, brillanter beleuchten, feiner beurtheilen; allendlich wird sie zur Gewohnheit, und dann ist so eine menschliche Sprechmaschine das Betäubendste und Langweiligste aller Instrumente. Der Grund aus dem diese Redseligkeit entspringt, erklärt zugleich die Erscheinung daß sehr gescheute Leute

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/132&oldid=- (Version vom 31.7.2018)