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Platz. Sie imponirte ihm unwillkürlich, drum rief er kurz:

„Nur kein Sündenregister mir vorgezählt! ich habe Unrecht .… ich weiß und fühle es .…was hast Du nach dieser Erklärung mir noch zu sagen.“

„Vor drittehalb Jahren sprachst Du zu mir: ich habe Unrecht, verzeih mir! und freudejauchzend, die flüchtige Schwäche gar nicht in Anschlag bringend, schloß

ich Dich in meine Arme und deckte mit meiner grenzenlosen Liebe Dein Unrecht zu; – entgegnete Cornelie. Ob damals das Gefühl Deines Unrechts in Dir lebte, weiß ich nicht: drum will ich es glauben. Abermals, vor wenigen Monaten, sprachst Du: ich habe Unrecht, verzeih mir! und ich, unfähig eine solche überdachte Lüge, eine so planmäßige Heuchelei zu ahnen, ich schloß Dich in meine Arme, nicht freudetrunken mehr, aber immer mit derselben tiefen Liebe, die mächtig genug war um all meine Aengste und meine warnende Wehmuth zu übertäuben. Du aber, zum Dank für dies jezt mir selbst unbegreifliche Vertrauen, gingest aus meinen Armen in die Arme einer andern Frau, meiner Freundin, unsrer Gastfreundin. – Wenn der umgekehrter Fall geschehen wäre: was würdest Du thun?“

„Ich würde den Liebhaber meiner Frau erschießen,

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/037&oldid=- (Version vom 31.7.2018)