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der konfusen Welt. Dann in der traulichen Intimität von Altdorf; da war sie leidend, melancholisch, aber immer gleich lieb bei allem Ernst, gleich hold bei aller Tiefe, gleich innig bei aller Ruhe – so recht ein Geschöpf das man auf den Händen durch die Welt tragen mögte und das doch tapfer und mühselig genug gehen mußte – so recht ein Weib nach dem Herzen Gottes, mit allen Grazien und Tugenden – und mit unmerklichen Schwächen ihres Geschlechts, geschaffen um der Stolz und die Wonne eines Mannes zu sein. Da, ja, da mußte sie wol in seine Seele hinein geglitten sein wie die Elfe in den Blumenkelch, weiß Gott auf welchen Atomen; denn als er sie hier wiedersah – da fand er sie zugleich in seinem Herzen. Es hat etwas Albernes, sprach er zu sich selbst, ich darf es mir nicht verhehlen: vor vier Jahren hatte ich nur freundschaftliche Gesinnungen für sie, freute mich aufrichtig daß sie ihren Mann liebte, daß sie glücklich bei ihm war, daß sie sich eigentlich nichts aus mir machte - und jezt sind mir die freundschaftlichen Gesinnungen ein verhaßter Greuel. Warum zeigt sie sich immer liebenswürdiger? warum wird sie immer reizender? .… das passirt doch sonst nicht den Frauen. So viele hab' ich gekannt, so viele hab' ich .… geliebt – will ich aus Höflichkeit

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Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Zweiter Band. Berlin 1845, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn)_v_2.djvu/136&oldid=- (Version vom 31.7.2018)