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jenem. Der König sprach: Das ist ein Kaperbaum, du bekommst (sein Lohn ist) ein halbes Goldstück. Da rief er einen dritten und sprach zu ihm: Unter welchem Baum hast du gearbeitet? Er antwortete: Unter jenem. Der König sprach: Das ist ein Olivenbaum, da bekommst du (sein Lohn ist) 200 Sus. Er antwortete: Warum hast du uns nicht den Baum wissen lassen, dessen Lohn so gross ist, damit wir unter ihm gearbeitet hätten? Wenn ich das gethan hätte, gab der König zur Antwort, was wäre dann aus meinem ganzen Garten geworden? Ebenso hat Gott den Lohn bei den Vorschriften nicht offenbart, nur bei zweien hat er es gethan, bei der wichtigsten (eig. bei der schweren unter den schweren) und bei der leichtesten (eig. bei der leichten unter den leichten). Die wichtigste (eig. die schwere unter den schweren) ist: Die Ehre gegen Vater und Mutter und der Lohn ist langes Leben, wie es heisst Ex. 20, 12: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf dass du lange lebest“ und die leichteste (eig. die leichte unter den leichten) ist das Verhalten gegen ein Vogelnest (שׁילוח הקן) und was ist der Lohn davon? Langes Leben, wie es heisst Deut. 22, 7: „Du sollst die Mutter fliegen lassen“ u. s. w. Das wollen die Worte sagen: „Wenn du ein Vogelnest triffst auf dem Wege.“

[3] Das steht auch geschrieben Prov. 1, 9: „Ein anmuthiger Kranz sind sie für dein Haupt.“ Die Rabbinen (nicht לראשׁך, sondern לראשיותך lesend) sagen: Die Worte der Thora sind Anmuth für dein Greisenalter. Wie so? Zu dem unterrichteten Menschen (אדם בן תורה), wenn er alt wird, kommen alle und umgeben ihn und fragen ihn nach den Worten des Gesetzes. Oder was heisst: כי לוית תן? R. Pinchas bar Chama sagte: Ueberall wohin du gehst, begleite (מלוות) dich das Bewusstsein erfüllter Pflichten. Hast du ein neues Haus gebaut, so mache ein Geländer um dein Dach; hast du dir eine Thür daran gemacht, so begleite dich die Vorschrift, wie es heisst Deut. 6, 9: „Und schreibe sie an die Pfosten deines Hauses;“ hast du neue Kleider angezogen, so begleite dich die Vorschrift, wie es heisst das. 22, 11: „Du sollst nicht zweierlei Zeug anziehen;“ hast du dir das Haar scheeren lassen, so begleite dich die Vorschrift Lev. 19, 27: „Ihr sollt die Ecken eures Hauptes nicht rund abschneiden;“ hast du ein Feld und du gehst aus, es zu pflügen, so begleite dich die Vorschrift Deut. 22, 10: „Du sollst nicht pflügen mit Ochs und Esel zugleich;“ säest du, so begleite dich die Vorschrift das. V. 9: „Du sollst deinen Weinberg nicht mit Gemischtem (zweierlei Samen) besäen;“ erntest du, so begleite dich die Vorschrift das. 24, 19: „So du deine Ernte erntest auf deinem Felde, und vergissest eine Garbe auf dem Felde, so sollst du nicht umkehren, sie zu holen.“ Gott sprach: Selbst wenn du damit nicht beschäftigt wärest, sondern du wandelst auf dem Wege, so begleiten dich die Vorschriften. Woher lässt sich das beweisen? Weil es heisst: „So du ein Vogelnest auf dem Wege antriffst.“

[4] Oder Ben Asai sagt: Ein gutes Werk führt das andere mit sich und ebenso führt auch eine Uebertretung (Sünde)

Empfohlene Zitierweise:
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/085&oldid=- (Version vom 31.7.2018)