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(des Gedankens).[1] Unsere Rabbinen haben uns gelehrt: Wenn er aber Amen! sagen kann, ohne dass sein Gedanke verwirrt wird, so darf er mit der Versammlung in das Amen! einstimmen. Warum? Weil es nichts grösseres vor Gott giebt, als wenn die Israeliten einstimmig Amen! sagen. Das Wörtchen Amen (אמן), sagte R. Jehuda bar Sima, enthält drei Arten von Versicherungen[2], nämlich einen Schwur, eine Uebernahme und eine Bekräftigung; 1) einen Schwur (wenn nämlich einer den andern beschwört und dieser Amen! sagt), wie es heisst Num. 5, 21: „Der Priester beschwöre das Weib mit dem Schwure“ und diese antworte darauf Amen, Amen! (d. i. sie bekennt, als hätte sie den Schwur geleistet); 2) eine Uebernahme von etwas (wenn man zu jemandem sagt: So und so soll dir geschehen, wenn du das oder jenes gethan hast und er Amen! entgegnet), wie es heisst Deut. 27, 26: „Und alles Volk soll sprechen: Amen! und 3) eine Bekräftigung (wenn einer zu einem anderen sagt: Amen! so soll das heissen: Deine Worte sollen in Erfüllung gehen), wie es heisst 1 Reg. 1, 36: „Benaja, der Sohn Jojadas, antwortete dem Könige und sprach: Amen! Also spreche der Ewige.“

Oder R. Judan sagt: Wer mit Amen! in dieser Welt einstimmt, wird mit Amen! einst auch in jener Welt einstimmen.[3]

Oder R. Josua ben Levi sagt: Wer die Versammlungs- und Lehrhäuser in dieser Welt besucht, ist würdig, dieselben auch einst zu besuchen, wie es heisst Ps. 84, 5: „Heil denen, die in deinem Hause wohnen, immerfort preisen sie dich, Sela.“

Oder R. Judan sagt: Wer auf die Stimme der Thora in dieser Welt hört, verdient einst auch jene Stimme zu hören, von der es heisst Jerem. 16, 9: „Stimme der Freude und Stimme der Fröhlichkeit, Stimme des Bräutigams und Stimme der Braut“ u. s. w. Mose sprach zu ihnen (den Israeliten): Da jeder, der auf die Worte der Thora hört, in zwei Welten erhoben wird, so seid bedacht, die Worte der Thora zu hören. Woher lässt sich das beweisen? Aus dem Cap. XXVIII. V. 1, wo geschrieben steht: Und es geschieht, wenn du hörst auf die Stimme des Ewigen, deines Gottes.

[2] Das steht auch Prov. 8, 34; „Heil dem Menschen, der auf mich hört.“ Was heisst das: „Heil dem Menschen, der auf mich hört?“ Gott sprach: Heil dem Menschen, der mir aus lauterer Absicht ein geneigtes Ohr schenkt. Was heisst: „zu eilen an meine Thüren“ (s. das.)? Gott sprach: Wenn du in das Versammlungshaus gegangen bist um zu beten, bleibe nicht bei der äusseren Thür stehen und bete daselbst, sondern schicke dich an, bis in die innere Thür einzutreten. Es heisst nicht: Zu eilen an meine Thüre (דלתי), 


  1. Weil er in Folge dieser Unterbrechung das Gebet nicht würde fortsetzen können.
  2. S. Schebuot fol. 36a.
  3. Er wird so viele Freuden haben, die er mit Amen! begrüssen wird.
Empfohlene Zitierweise:
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/092&oldid=- (Version vom 31.7.2018)