Seite:Denkwürdige Männer. Für Straßennamen in der Kölner Neustadt - 3.jpg

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Bild stellt die Verklärung Christi dar; darunter stehen sieben einzelne Heiligengestalten, und noch tiefer folgen, grau in grau gemalt, mehrere Halbfiguren von Kirchenvätern. Links ist der Stifter mit seinem Sohne, Beide knieend und in kleinem Maßstabe, dargestellt, und auf der Seitenwand, ebenfalls ganz klein, die Heiligen Georg und Martin. Ferner bemerkt man einen spielenden Organisten mit mehrerern singenden Chorknaben, auch in dem kleinen Maßstabe. Diese beziehen sich auf die Hardenrath’sche musikalische Stiftung. Ein in der derselben Kapelle befindliches großes Wandgemälde mit der Kreuzigung Christi ist von einem andern, etwas spätern Meister von fremder Richtung. Dagegen scheint die Zeichnung zu der schönen Glasmalerei, welche das Erkerfenster der Kapelle aufweist, ebenfalls von jenem tüchtigen Meister von 1466 herzurühren. Die mittlere und größere Abtheilung desselben enthält die Kreuzigung, woneben man einerseits Christus mit der Samariterin am Brunnen, an der andern Seite die Heilung eines Kranken durch Christus erblickt. Die Wandmalereien sind im Jahre 1757 durch den Maler Schmitz beim Wiederherstellen stark übermalt worden.

     Ein Nachkomme des vorhergehenden reichen Handelsherrn ist der jüngere Johann Hardenrath, der zuerst im Jahre 1584 das Amt eines regierenden Bürgermeisters von Köln mit Kaspar Kannegießer bekleidete. Im Verlaufe des vorgeschriebenen dreijährigen Turnus erneuerte sich ihm diese Würde sechszehn Mal, die er von 1593 bis 1605 mit Arnold von Siegen, von 1608 bis 1620 mit Wilhelm Hackstein und von 1623 bis 1629 ist mit Jakob von Nottkirchen theilte. Am 1. Februar 1630 ist er gestorben. Seine Amtsführung war, unter schwierigen politischen und socialen Verhältnissen, durch seinen Muth, seine Beredtsamkeit und geschäftliche Tüchtigkeit eine so ausgezeichnete, daß an seine Nachfolger beim Antritt der Regierung die Aufforderung gerichtet wurde: werde ein Bürgermeister wie Hardenrath! Er wurde in der Kirche zur h. Maria im Capitol beerdigt, woselbst sein Bildniß und das seiner zweiten Gemahlin, Anna Klepping, zwei lebensgroße Halbfiguren, von Geldorp Gortzius meisterhaft gemalt, noch gegenwärtig in der Taufkapelle aufbewahrt werden. Es ist dies nicht die eigentliche Hardenrath’sche Kapelle, sondern jene, welche Doctor Johann von Hirtz 1493 erbauen ließ. Unser Bürgermeister Hardenrath war den Wissenschaften und Künsten lebhaft zugeneigt. Broelmann, der ihm im zweiten Theile seines Werkes „Epideigma“ (1608) eine Tafel widmete, nennt ihn: „Amplissimum nobilitate, prudentia, litteris praecelletem Virum, Musarum omnium Patronum, Maecenatem suum optimum“ Und auf der sechsten Tafel des ersten Theiles ist er noch besonders als Freund des Alterthums (antiquitatis omnis ac litterarum amantissimus) gerühmt. Er besaß und bewohnte das Haus zum Raben in der Sternengasse Nr. 10, an das manche geschichtliche Erinnerungen sich knüpfen. Es ging in den Alleinbesitz seiner Tochter Anna Christina über, die sich mit dem Grafen Jobst Maximilian zu Gronsfeld und Bronckhorst am 14. April 1639 in der St. Peters-Pfarrkirche vermählte.

     Auch den großen Maler Albrecht Dürer dürfen wir heranziehen. Seine Reise nach den Niederlanden, 1520 bis 1521, führte ihn drei Mal nach Köln, wo sein Vetter Niclas Dürer das Goldschmiedefach betrieb, jedoch nicht als selbständiger Meister. Sehr interessante Notizen über diese wiederholten Besuche enthält sein über die Reisezeit geführtes Tagebuch, welches 1828 bei Gelegenheit der dritten Säcularfeier unter dem Titel „Reliquien von Albrecht Dürer“ von Friedrich Campe in Nürnberg herausgegeben wurde. Wir erwähnen nur, daß er am Sonntag nach Allerheiligentag 1520 zu Nacht auf dem Gürzenichsaale (dem „Tanzhaus“) dem Fürstentanz und Bankett Kaiser Karl’s V. beigewohnt hat: „das war köstlich zugerichtet“ [1]. Höchst werthvoll für die Kunstgeschichte Köln’s ist die Aufzeichnung, daß er zwei Weißpfennige „von der Tafel aufzusperren gegeben habe, die Meister Stephan zu Köln gemacht hat“, womit nur der in jüngster Zeit genauer bekannt gewordene Meister Stephan Lochner und sein herrliches Werk, unser Dombild, damals in der Rathskapelle aufgestellt, gemeint sein kann. In Köln bestätigte der Kaiser am 4. November 1520 das jährliche „Leibgeding“ von 100 Gulden, welches sein Vorfahre Maximilian dem Maler beim Magistrat von Nürnberg auf kaiserliche Abrechnung ausgesetzt hatte. Die Kölner Schreinsbücher kennen zwei Personen, die man mit großer Wahrscheinlichkeit für den Sohn und den Enkel des Niclas Dürer halten darf. Beide wählten ein anderes Berufsfach. Konrad Dürer ud seine Ehefrau „Gyrtgen“ (Margaretha) von Badorf besaßen 1537 das Haus „Loyrenberch“ auf dem Altenmarkt. (Brig. Cap. Michael.) Er war ein angesehener Mann, den die Sarworter- [2] oder Harnischmacher-Zunft drei Mal in den Rath wählte. Sein gleichnamiger Sohn kommt 1564 als Erwerber eines Hauses auf dem Büchel vor. (Petri, Sentent.) Er betrieb das Faßbinderhandwerk und war mit „Fichgen“ (Sophia) verheirathet.

     Zwei um die Geschichtsforschung Köln’s hochverdiente Männer sind die Brüder Johannes und Aegidius Gelenius (Gelen), aus einer angesehenen Familie in dem niederrheinischen Städtchen Kempen stammend. Johannes, der ältere, war geboren am 17. October 1585 und starb als erzbischöflicher General-Vicar zu Köln am 30. April 1631. Er hinterließ als Frucht seiner historischen Studien 30 Bände Kölner Collectaneen, als Farragines Gelenianae bekannt, von welchen gegenwärtig noch 28 im hiesigen Stadt-Archiv sich befinden, zu dessen werthvollern Schätzen sie gehören. Der Inhalt verbreitet sich, wie Archivar Ennen bemerkt, über alles, was auf die Geschichte der Kölner Diöcese sich bezieht. Es sind theils Copieen von Urkunden, theils ausgearbeitete Aufsätze, theils zusammengelesene Nachrichten und Notizen. Er trug


  1. WS: siehe auch: J. J. Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste, 1885, S. 48
  2. WS: Panzerschmiede