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Da wurde der Fall Heise das Gespräch und die Affaire von Berlin.

Fatma Nansen hatte diesen Brief am Abend des Mordes geschrieben, als sie von Theater heimgekommen war. Sie hatte ihn noch spät in der Nacht im Hotel aufgegeben. Am nächsten Morgen erreichte er Heise unter der Adresse in der Boyenstrasse. Die neue hatte er aus guten Gründen im Theater nicht gemeldet. Er wollte seine Beziehung zu Jo geheim als möglich halten. Nur mit innerem Widerstreben hatte er auf ihren dringenden Wunsch die Einladung in ihre Garderobe während der Premiere angenommen.

Frau Breitspecht nahm den Brief nicht an. Der Adressat war umgezogen. Die neue Adresse[1] war ihr nicht bekannt. So irrte dieser schicksalsschwere Brief Fatma Nansens umher, bis er nach Tagen dem Untersuchungsrichter, an den die Sache inzwischen gelangt war, übergeben wurde.

Der Richter las ihn mit steigender Bestürzung.

„Mein Freund,“ schrieb die Diva, „ich danke Ihnen für Ihre Tat. Sie war gross und edel. Sie haben gesehen, wie schamlos Bara mich misshandelt hat. Oh, heute weise ich, wie grausam er alle Frauen misshandelt hat, die das Unglück hatten, ihm zu gefallen und ihn zu erhören. Aber lernt eine Frau die Vergangenheit eines Mannes erst kennen, wenn sie ihr selbst zur demütigenden Gegenwart geworden ist.

Ich danke Ihnen, dass Sie diesen rüden Patron gezüchtigt haben. Sie sind ein Held! Wie wenige Männer gibt es in dieser sachlichen,


  1. Vorlage: Adress
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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/136&oldid=- (Version vom 31.7.2018)