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den toten Tenor. Jetzt erst erfuhr die staunende Welt, welcher Frauenverführer er gewesen war. Schleusen öffneten sich. Die geheimen Tränen des Schmerzes, des Zornes, ohnmächtiger Verachtung, die sich angestaut hatten, brachen ungehemmt hervor zu einer Flut der Veröffentlichung, der Selbstentäusserung, der Beichte, der Enthüllung. Bara war gerichtet. Der angeklagte Vernichter dieses Ritters Blaubart aber war zum Abgott der Frauen der ganzen Erde geworden.

Viola Windal tat in ihren Kreisen das Ihre. Ihren Traum, diesen Tenor zu entdecken, hatte seine Tat zerstört. Wenn sie ihn nun nicht mehr lanzieren konnte, wollte sie ihn retten. Sie prahlte mit ihrer Kenntnis von ihm, sie erzählte von seiner Begabung, seiner Stimme. Sie wurde in der Berliner Gesellschaft der Herold seines Genies. Sie schürte die Stimmung für ihn, sie hielt die entflammte öffentliche Meinung in Hochglut, sie bereitete seine Begnadigung vor, im Falle er verurteilt würde. Dann – ja dann – wenn er das Gefängnis verliess – – Der Rest war vorläufig noch Wahn und ihr Geheimnis.




Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/141&oldid=- (Version vom 31.7.2018)