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Wärter eine Dame – „nein, nicht die von gestern“ – meldete. Er wusste, dass die Volksstimme ihn als den kühnen Retter der Ehre Fatma Nansens und aller der vielen anderen Frauen feierte, die Bara schmachvoll misshandelt und betrogen hatte. Er hielt es für das Klügste zu schweigen, wie er heute Morgen wieder auf alle verfänglichen Fragen des Untersuchungsrichters geschwiegen hatte. Sein Tag des Sprechens nahte.

Fatma eilte auf ihn zu, umklammerte seine Hände. Sie trug tiefe Trauer, für ihn und Bara.

„Ich danke Ihnen,“ schluchzte sie in fassungslosem Schmerz. „Ich stehe hier vor Ihnen als Sprecherin für viele Frauen, die Ihnen durch meinen Mund unter Tränen danken. Was können Worte danken für solche Tat! Ich blicke zu Ihnen empor – ich bewundere Sie – trotz allem, trotz dieses Furchtbaren, Unbesonnenen[1].“

Die leidenschaftliche Frau beugte sich zu seinen Händen, den Mörderhänden, nieder, wollte sie küssen. Er entzog sie ihr bestürzt – und schwieg. Sprach kein Wort. Sie verstand sein Zartgefühl. Was konnte ein Mann, ein echter, wahrer, ganzer Mann, in seiner delikaten Lage der Frau, die er liebte, sagen? Oh, sie begriff sein edles Taktgefühl.

„Sie werden freigesprochen werden, –“ tröstete sie. „Ganz Berlin steht auf Ihrer Seite.“

Er nickte stumm und abwehrend. Sie sah ihn zärtlich an. Sah ihn zum ersten Mal prüfend und forschend an. Sah, wie männlich und stark und kantig dieses junge Gesicht war, und fühlte sich schicksalshaft

  1. Vorlage: Unbesonnen
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/149&oldid=- (Version vom 31.7.2018)