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rücksichtslos abgeworfen. Da hatte er sie trotz ihres Grauens, trotz ihrer tötlichen Erschöpfung nach der Premiere gezwungen, mit ihm die Nacht hindurch zu probieren.

Wenn ihre anklagenden Gedanken bis hierher vorgedrungen waren, scheuten sie und brachen aus. Ja, warum hätte er sie nicht bitten sollen, mit ihm zu proben! entschuldigte sie ihn. Er musste doch proben. Er wollte am andern Morgen die Rolle beherrschen. An wen sollte er sich wenden, wenn nicht an die Frau, die – ja, warum in aller Welt hatte er sich nicht an Fatma gewandt? Warum?

Rätsel, Ungewissheit standen auf und glitten hinüber in den grossen letzten Zweifel, ob denn sie ihn noch liebe.

Es war ein unlösbares Wirrsal für das junge Geschöpf. Sie fand keinen Ausweg aus diesen Labyrinth von Wahnwitz, Untat, Besessenheit und betrogener und verscheuchter Liebe. Sie war heute zum Gericht gekommen in einer zitternden Furcht vor Gewissheit und einem kleinen flackernden Hoffen auf Lösung und Erlösung.

Sie hörte Peter Heises Proklamation an sein Volk. Und ihr Herz und ihre Begeisterung flogen ihm zu. Sie war durch ihren raschen, mühelosen Erfolg ein Beispiel dafür, gewiss ein seltenes, dass ein gütiges Geschick seinen erkorenen Lieblingen bisweilen einen kampflosen Aufstieg schenkte. Aber im Grunde hatte er tausendmal recht. Sie war durch ihren reibungslosen Weg hinauf nicht blind und hart und hochmütig geworden. Eher demütig, im Bewusstsein und Gefühl einer unverdienten Gnade. Sie wusste, wie viele Hunderte ihrer Kollegen vergeblich gegen

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/174&oldid=- (Version vom 31.7.2018)