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Teilnahmslose Stille empfängt die Sopranistin. Sie war keine Sensationsfigur dieses Prozesses.

Der Präsident begrüsst sie mit einer kleinen Vorbeugung. Jo erwidert sie mit schüchterner Anmut.

„Es handelt sich um Folgendes, Fräulein Ternitz. Am Tage der Premiere gab es einen Streit vor Ihrer Garderobe im Theater.“

Zögernd nickt sie. Sie will dem Geliebten nicht schaden, auch wenn er für Fatma Nansen getötet hat. Ihre Liebe ist rein und von jeder Selbstsucht geläutert worden.

„Der Streit ging zwischen dem Angeklagten und Bara?“

Wieder nickt nie zaghaft.

„Wissen Sie, weshalb Heise Herrn Bara angegriffen hat?“

„Ja,“ antwortet Jo leise. Sie kann unter ihrem Eid nicht lügen. Ihre ehrliche Natur kann es nicht.

Heise erbleicht. Jetzt wird sie es sagen.

„Nicht!“ entfährt es ihm laut wider Willen.

Alles wundert sich, soweit man sich über diesen merkwürdigen Menschen noch wundern kann. Er geht in seiner posierten Diskretion wirklich ein bisschen zu weit. Jeder weiss doch nun, dass er es für Fatma Nansen getan hat. Sie hat es doch selbst gesagt. Wozu noch diese übertriebene Ritterlichkeit, die nachgerade komisch wird.

„Ruhe, Angeklagter!“ ruft der Vorsitzende. „Beeinflussen Sie mir die Zeugin nicht! Was wollten Sie sagen, Fräulein Ternitz?“

„Herr Heise hat Bara wegen einer Frau angegriffen.“

Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/194&oldid=- (Version vom 31.7.2018)