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unscheinbar. Will übersehen werden, will nicht mehr anwesend sein. Ihren Platz hat eine andere Frau eingenonmen. Eine junge, lebensvolle, lebenssichere. Sie hat ausgespielt. Hier und im Leben. Sie hat die letzte vernichtende Niederlage erlitten. Hatte sich noch einmal an ein Wunder geklammert, ihr Leben zu retten. Aber Wunder erblühten nicht auf dieser tragischen Erde. Vorbei, Sie weiss, was ihr bleibt.

Sie fühlte seltsam klar durch den rasenden Schmerz in ihrem Kopf hindurch, wie die Verhandlung rücksichtslos, ohne Erbarmen über sie fortging mit jener Brutalität der Grossstadt, für die nur das Letzte, das Neueste, das Aktuellste Leben und Wichtigkeit hat.

Sie hatte geglaubt, dieser Tag des Gerichts würde für sie ein neuer Aufstieg und vielleicht – ja, ja, ja, sie hatte an Liebe und Ehe gedacht! Doch! Doch!

Hatte sich hinabneigen wollen, mit einer schönen erhebenden Geste zu dem unbekannten Chorsänger, der für sie sein Leben in die Schanze geschlagen hatte. Und alles war nun zerschellt und gescheitert. Vergessen und übergangen duckte sich eine grosse Vergangenheit ganz klein und unauffällig auf der Zeugenbank zusammen.

Viola Windal bäumte sich auf in Eifersucht. Sie wusste, vor diesem jungen sprühenden Mädchen hatte sie keine Chancen. Auch sie fühlte sich vom Schicksal enterbt und entrechtet.

Durch den Gerichtssaal aber flatterte eine neue beschwingte Stimmung. Die Nansen hat sich die Liebe Heises eingebildet. Armes Weib. Aber dennoch ist alles wahr! Also hatten die Frauen von Berlin,

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/198&oldid=- (Version vom 31.7.2018)