Seite:Der Held von Berlin.pdf/52

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nehmen. Es hat an einem Haar gehangen. Was blieb mir da übrig? Klein beigeben musst ich.“

Sie sah ihn starr an.

„Sieh mich nicht so an! Was hättest du denn getan? Soll es etwa heute Abend in allen Zeitungen stehen, ein Chorist kann Henry Bara ersetzen? Nein du, ich kenn die Welt. Aus wär’s gewesen mit mir. Glatt aus. Kein Hund hätte mich mehr genommen.“

„Wer war der Chorist?“ fragte Viola bleich vor, ja vor einer Enttäuschung, die sich in ihrer Brust dehnte und in die Glieder hinabsank und sie lähmte. Ein Chorist konnte Baras Rolle übernehmen! Bara hatte Angst vor einem Choristen! Der grosse Bara hatte Angst vor einem kleinen Choristen? Er war ihr plötzlich irdisch und alltäglich geworden. War von seiner einsamen Höhe herabgesunken. Er war ja ein Mensch, wie jeder andere, mit Ängsten und Feigheit!

Bara merkte nicht. Er war viel zu sehr mit dieser Episode der Probe beschäftigt.

„Weiss ich, wie der Mensch heisst! Ich sage dir doch, ein namenloser Chorist. Aber eine Stimme! Du, davon versteh ich was. Ich kann dir sagen, ein Schreck ist mir in die Glieder gefahren! Natürlich ist meine Stimme viel blendender, machtvoller, brillanter.“

„Natürlich,“ echote sie verzagt.

„Aber von allen, die ich gehört habe, von allen grossen Namen –“ plötzlich brach er ab und stürmte durchs Zimmer.

„Diese verdammte Konkurrenz! Dazu hat man geschuftet

Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/52&oldid=- (Version vom 31.7.2018)