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Biederfrau verpflichtet, den plauderfrohen Mund zu halten. Denn ganz so biederfraulich, wie Jo tat, war diese Seele von einer Pensionsmutter denn doch nicht.




6.

Premierenabende sind immer die sieghaften oder fatalen Fermaten eines Furiosos, eines Tages voll Aufregung, Temperamentsausbrüchen, Krächen, Explosionen von Höllenmaschinen, die überall umherliegen in Soffitten, Kulissen, im Proszenium.

Am Vortage der Premiere des „Columbus“ war es nicht anders. Nichts klappte, nichts sass, nichts funktionierte. Die Generalprobe war die schwärzeste Katastrophe. Buchners kleine quicke Gestalt sprang umher wie ein elektrischer Hampelmann. Die schütteren Haare standen ihm buchstäblich zu Berge vor Zorn und Raserei und nackter Verzweiflung. Der Komponist und Dirigent weinte geheime Tränen. Er sah seinen künstlerischen Untergang vor Augen. Die beiden Librettodichter rangen im Dunkel des Parketts ihre Poetenarme und schworen einander, der Premiere morgen fernzubleiben. Wer wohnt auch gern lebend seinem Begräbnis bei? Die Darsteller der Solohauptpartieen waren farbloser und schlechter als sie je auf einer Probe gewesen waren. Kurz, alles war so

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/76&oldid=- (Version vom 31.7.2018)