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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

war; und dass sie eine Concordie verschmähten, welche etwa nur auf Grund von mehrfach deutbaren Ausdrücken hätte zu Stande kommen können. Mit Letzterem war ihnen schon Zwingli vorangegangen. Dieser hatte wohl wahrgenommen, dass schon die Tetrapolitana eigentlich nur den Gegensatz zu verdecken suchte, und sich über diese in folgender Weise geäussert:[1] „Wir verwerfen und tadeln in keiner Weise dieses Bekenntniss, sondern achten und halten dasselbe für christlich recht und gut; – dass wir aber von dem wesentlichen und klaren Verstand der Worte: „das ist mein Leib“ etc., wie er bei uns erhalten und bisher gelehrt und gepredigt worden ist, abstehen und uns zu einer dunklen und zweideutigen Formel verleiten lassen sollen, könnt Ihr nicht von uns verlangen, indem wir uns dadurch dem Schein aussetzten, als wären wir bisher im Irrthum gewesen und als hätten wir etwas Unwahres behauptet... Wenn Ihr uns berichtet, dass Ihr die Worte des Strassburger Bekenntnisses, dass Christus uns im Abendmahl seinen wahren Leib und sein wahres Blut zu einer Speise der Seele wahrhaft zu essen und zu trinken gebe, nicht so verstehen könnt, als würde dadurch das Papstthum und das Lutherthum wieder aufgerichtet, so können wir doch nichts anderes finden, als dass man unter dem „zu essen geben“ das „Darreichen“ verstehe und so die Seligkeit wieder von dem darreichenden Priester, wenn auch nicht jetzt, doch in der Folge abhängig machen wird. Wir leben aber nicht allein der Gegenwart und uns selbst, sondern auch den folgenden Zeiten und Menschen, und so wir jetzt nicht die Wahrheit bekennen wollen, was für eine Verwirrung würden wir für die nachkommenden Geschlechter bereiten?“

 An diesem Grundsatz hielten die Führer nun wirklich als an einem Vermächtniss ihres Reformators fest.

 Noch im Jahr 1533, nachdem Bucer (im Mai) in Zürich gewesen war, um sich von dem Verdacht, als wäre er in das lutherische Lager übergegangen, zu reinigen, und da geltend gemacht hatte, dass nach seiner Ueberzeugung Luther und Zwingli mehr in Worten als in der Sache auseinandergingen, bezeugten


  1. H. Zwingli von R. Christoffel. Abth. I, 329.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/62&oldid=- (Version vom 1.10.2017)