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auch zu Euch, und leset ihn selbst mit der Brille nach – nur damit ich einen Vertrauten habe, dem ich manchmal heimlich mein Herz ausschütten kann.

Märten. Ja, daß ich einen theuern Schwur thue; wenn ich nicht da Schwarz auf Weiß in der Hand hätte, ich glaubte es meiner Seele nicht. Nun, Ihro Hochyfreyherrl. Gnaden, lassen Sie mir’s nicht entgelten, daß ich Ihn manchmal ausgehunzt habe. Ich habe, so wahr ich lebe, kein Wort von Seinem Herkommen gewußt. Er hätte mir wohl einmal im Vertrauen stecken können, wie es eigentlich mit Ihm wäre.

Schnapps. Ich konnte es Euch mit nichts beweisen, Vater Märten. – Seht Ihr, ich gehe Euch einmal zu Paris mit meinem seligen Herrn Vetter in die Komödie. Eine französische Herzoginn, in die sich der Minister verliebt hatte, sieht mich, läßt mir durch ihr Kammermädchen nachgehn, schickt mir Tags drauf einen Liebesbrief in französischen Versen, und – mit Einem Worte, sie verführt mich. Der Minister erfährt es, wird ganz entsetzlich jaloux, überwirft sich mit meinem Vetter, und mein Vetter sagt sich auf ewig von mir los.

Empfohlene Zitierweise:
Anton-Wall (= Christian Leberecht Heyne): Der Stammbaum. Erste Fortsetzung der beyden Billets. Dyk, Leipzig 1791, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stammbaum_(1791).pdf/14&oldid=- (Version vom 29.12.2021)