Seite:Der Stechlin (Fontane) 088.jpg

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noch eine Stunde, und wenn wir’s forcieren wollen, keine halbe.“

     Und während er noch so sprach, bog er rechts ein und ritt auf das Forsthaus zu.

     Woldemar hatte die Mitte zwischen Rex und Czako gehabt; jetzt ritten diese beiden nebeneinander. Czako war neugierig und hätte gern Fritz herangerufen, um dies und das über Katzler und Frau zu hören. Aber er sah ein, daß das nicht ginge. So blieb ihm nichts als ein Meinungsaustausch mit Rex.

     „Sehn Sie,“ hob er an, „unser Freund Woldemar, trabt er da nicht hin, wie wenn er dem Glücke nachjagte? Glauben Sie mir, da steckt ’ne Geschichte dahinter. Er hat die Frau geliebt oder liebt sie noch. Und dies merkwürdige Interesse für den in Sicht stehenden Erdenbürger. Übrigens vielleicht ein Mädchen. Was meinen Sie dazu, Rex?“

     „Ach, Czako, Sie wollen ja doch nur hören, was Ihrer eignen frivolen Natur entspricht. Sie haben keinen Glauben an reine Verhältnisse. Sehr mit Unrecht. Ich kann Ihnen versichern, es giebt dergleichen.“

     „Nun ja, Sie, Rex. Sie, der sich Frühgottesdienste leistet. Aber Stechlin…“

     „Stechlin ist auch eine sittliche Natur. Sittlichkeit ist ihm angeboren, und was er von Natur mitbrachte, das hat sein Regiment weiter in ihm ausgebildet.“

     Czako lachte. „Nun hören Sie, Rex, Regimenter kenn’ ich doch auch. Es giebt ihrer von allen Arten, aber Sittlichkeitsregimenter kenn’ ich noch nicht.“

     „Es giebt’s ihrer aber. Zum mindesten hat’s ihrer immer gegeben, sogar solche mit Askese.“

     „Nun ja, Cromwell und die Puritaner. Aber ‚long, long ago‘. Verzeihen Sie die abgedudelte Phrase. Aber wenn sich’s um so feine Dinge wie Askese handelt, muß man notwendig einen englischen Brocken einschalten. In Wirklichkeit

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin 1899, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_088.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)