Seite:Der Stechlin (Fontane) 164.jpg

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Mann. Ich hab’ ihn eigentlich gern, weil er anders ist wie andre.“

* * *

     Der alte Graf behielt recht mit seiner Vermutung: Armgard hatte den Doktor Wrschowitz aufgefordert zu bleiben, und als bald danach Jeserich eintrat, um den Grafen und Woldemar zum Thee zu bitten, fanden diese beim Eintritt in das Mittelzimmer nicht nur Armgard, sondern auch Wrschowitz vor, der, die Finger ineinander gefaltet, mitten in dem Salon stand und die an der Büffettwand hängenden Bilder mit jenem eigentümlichen Mischausdruck von aufrichtigem Gelangweiltsein und erkünsteltem Interesse musterte. Der Rittmeister hatte dem Grafen wieder seinen Arm geboten; Armgard ging auf Woldemar zu und sprach ihm ihre Freude aus, daß er gekommen; auch Melusine werde gewiß bald da sein; sie habe noch zuletzt gesagt: „Du sollst sehen, heute kommt Stechlin.“ Danach wandte sich die junge Comtesse wieder Wrschowitz zu, der sich eben in das von Hubert Herkomer gemalte Bild der verstorbenen Gräfin vertieft zu haben schien, und sagte, gegenseitig vorstellend: „Doktor Wrschowitz, Rittmeister von Stechlin.“ Woldemar, seiner Instruktion eingedenk, verbeugte sich sehr artig, während Wrschowitz, ziemlich ablehnend, seinem Gesicht den stolzen Doppelausdruck von Künstler und Hussiten gab.

     Der alte Graf hatte mittlerweile Platz genommen, entschuldigte sich, mit der unglücklichen Stellage beschwerlich fallen zu müssen, und bat die beiden Herren, sich neben ihm niederzulassen, während Armgard, dem Vater gegenüber, an der andern Schmalseite des Tisches saß. Der alte Graf nahm seine Tasse Thee, schob den Cognac, „des Thees bessren Teil,“ mit einem humoristischen Seufzer beiseit und sagte, während er sich links zu Wrschowitz wandte: „Wenn ich recht gehört habe, – so ein bißchen

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_164.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)