Seite:Der Stechlin (Fontane) 190.jpg

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     „Verbrecherkeller? Ach, Frau Imme, das is ja garnichts. Ich habe Verbrecherkeller gesehen, natürlich bloß zufällig. Da trinken sie Weißbier und spielen Sechsundsechzig. Und in einer Ecke wird was ausbaldowert, aber davon merkt man nichts.“

     „Und die Badestube… warum is sie dir denn so furchtbar, daß du dich ordentlich schudderst? Der Mensch muß doch am Ende baden können.“

     „Ach was, baden! natürlich. Aber ’ne Badestube is nie ’ne Badestube. Wenigstens hier nicht. Eine Badestube is ’ne Rumpelkammer, wo man alles unterbringt, alles, wofür man sonst keinen Platz hat. Und dazu gehört auch ein Dienstmädchen. Meine eiserne Bettstelle, die abends aufgeklappt wurde, stand immer neben der Badewanne, drin alle alten Bier- und Weinflaschen lagen. Und nun drippten die Neigen aus. Und in der Ecke stand ein Bettsack, drin die Fräuleins ihre Wäsche hinein stopften, und in der andern Ecke war eine kleine Thür. Aber davon will ich zu Ihnen nicht sprechen, weil ich einen Widerwillen gegen Unanständigkeiten habe, weshalb schon meine Mutter immer sagte: ‚Hedwig, du wirst noch Jesum Christum erkennen lernen.‘ Und ich muß sagen, das hat sich bei Hofrats denn auch erfüllt. Aber fromm waren sie weiter nich.“

     Während Hedwig noch so weiter klagte, hörte man, daß draußen die Klingel ging, und als Frau Imme öffnete, stand Rudolf auf dem kleinen Flur und sagte, daß er Vatern holen solle und Hedwigen auch; Mutter müsse weg.

     „Na,“ sagte Frau Imme, „dann komm nur, Rudolf, un iß erst ein Stück Streußel und bestell es nachher bei deinem Vater.“

     Bald danach nahm sie denn auch den Jungen bei der Hand und führte ihn in das Nebenzimmer, wo die drei Männer vergnügt an ihrem Skattisch saßen. Ein

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_190.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)