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H. A. Lense: Der „Straßendichter“ William Shepperley. In: Die Burg, 2. Jahrgang, S. 298–299

Als Sohn eines armen Handwerkers hatte er es durch Fleiß und Ausdauer durchgesetzt, daß er die Universität in Oxford besuchen konnte. Im Herbst 1905 zog der nach der Londoner Vorstadt Kensington, fest entschlossen, sich mit seiner bereits als Student ausgeübten dichterischen Tätigkeit den Lebensunterhalt zu erwerben. Da er sehr wohl wußte, wie schwer ihm dies auf dem gewöhnlichen Wege werden würde, suchte er sich zunächst als „Original“ aufzuspielen, was ihm ja auch vorzüglich gelang. Er baute fest darauf, daß irgend ein kunstverständiger Zuhörer doch schließlich auf seine dichterischen Schöpfungen aufmerksam würde. Er hatte sich, wie die Folge zeigte, in dieser Berechnung nicht getäuscht. „Den dichtenden Studenten hätte jeder Verleger abgewiesen“, schreibt er. „Der arme Straßenhändler, den bald jedes Kind auf Meilen im Umkreis kannte, wurde angestaunt und mit offenen Armen aufgenommen.“

Der Roman schlug ebenso gut ein wie der Gedichtband. Heute ist W. Shepperley bereits ein gemachter Mann, der ein kleines Landhaus an der Themse sein eigen nennt und dessen Kinder im Ponywagen zur Schule fahren, wie unlängst eine Londoner Zeitung zu berichten wußte.

Empfohlene Zitierweise:
H. A. Lense: Der „Straßendichter“ William Shepperley. In: Die Burg, 2. Jahrgang, S. 298–299. Verlag der Paulinus Druckerei, Trier 1914, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stra%C3%9Fendichter_William_Shepperley.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)