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Bischof unmöglich barfuß gehen lassen könne.[1]

Als der armenische Soldat in seine Heimat nach Zileh kam. waren die Behörden damit beschäftigt, die Armenier der Stadt zu deportieren. Die Männer wurden in Gruppen zusammengebunden in die Berge vor die Stadt geführt und dort getötet, die Frauen und Kinder ließ man auf freiem Felde mehrere Tage ohne Nahrung lagern, bis man glaubte, daß sie mürbe geworden wären, um den Islam anzunehmen. Da sie alle sich weigerten, erstach man die Mütter vor den Augen ihrer Kinder mit dem Bajonett. Darauf wurden die Kinder verkauft. (Die Stadt hatte etwa 5000 armenische Einwohner.) Dem Soldaten und seinem Bruder gelang es, indem sie sich als Muhammedaner einschreiben ließen, wieder zur Armee geschickt zu werden.


Stadt Siwas.


In Siwas wurden nach der Verhaftung aller einflußreichen Armenier 8 oder 10 gehängt. Sodann wurden die Verhafteten nach Josgad transportiert. Die allgemeine Deportation ging schubweise vor sich. Als der amerikanische Missionar Partridge Siwas verließ, waren bereits zwei Drittel der Bevölkerung deportiert und 500 Häuser von den Behörden versiegelt. Jede Familie erhielt einen Ochsenkärren.

Die armenischen Ärzte, die seit Anfang des Krieges im Militärlazarett sieben Monate lang Typhuskranke gepflegt hatten, wurden ins Gefängnis geworfen. Ein besonderer Fall wird noch von amerikanischer Seite erzählt: Eine den


  1. Diese Geschichte ist von türkischer Seite umgekehrt erzählt worden, als sei die Tortur von Armeniern einem türkischen Kaimakam zugefügt worden. Der zynische Witz des Wali bürgt dafür, daß die obige Lesart die richtige ist.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/100&oldid=- (Version vom 31.7.2018)