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Vorwand, daß er sich mit ihm beraten wolle, ließ ihn verhaften und verschickte ihn. Die Daschnakzagan wußten nun, daß sie Djevded Bey nicht trauen konnten und daß es daher unmöglich wäre, ihm die geforderten 3000 Mann zu geben. Sie sagten, sie würden 400 geben und nach und nach die Militärbefreiungssteuer für die übrigen zahlen. Der Wali erklärte aber, er brauche Leute und nicht Geld, sonst würde er die Stadt angreifen. Einige Armenier baten Dr. Usher und Mr. Yarrow, zu Djevded Bey zu gehen und zu versuchen, ihn zu begütigen. Unterwegs begegnete ihnen ein Offizier, der ausgeschickt war, um sie zu rufen. Der Wali war hartnäckig. Man habe zu gehorchen. Er werde diesen Widerstand unter allen Umständen brechen, es koste, was es wolle. Erst werde er Schatak bestrafen und dann die Sache mit Wan vornehmen. Wenn aber die Armenier nur einen Schuß abfeuerten, würde das für ihn das Zeichen zum Angriff sein. Für das amerikanische Grundstück wollte er eine Wache von 50 Soldaten stellen.[1] Diese Wache müsse entweder angenommen werden, oder man müsse ihm schriftlich das Zeugnis ausstellen, daß die Wache verweigert worden wäre und er dadurch von aller Verantwortung, für unsere Sicherheit frei sei. Er verlangte sofortige Antwort, war aber schließlich bereit, bis Sonntag zu warten. Ferner verlangte er, daß Miß Mc Claren und Schwester Martha ihre Arbeit im türkischen Lazarett fortsetzen sollten. Sie gingen und waren darauf gefaßt, vielleicht für längere Zeit nicht mit uns korrespondieren zu können.

Als Dr. Usher am Montag den Wali wiedersah, fragte der Wali, ob er die Wache senden solle. Dr. Usher überließ ihm die Entscheidung. Wir haben keine Wache erhalten.

Dienstag, den 20. April, um 6 Uhr nachmittags versuchten einige türkische Soldaten aus einem Trupp


  1. Das gleiche Angebot wurde dem deutschen Waisenhaus gemacht und von Herrn Spörri angenommen; eine Wache wurde aber nicht gestellt
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Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/121&oldid=- (Version vom 31.7.2018)