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Fallacha (den Stock) gesteckt und von ihm eigenhändig mit der Bastonnade bearbeitet. Der Lehrer der gregorianischen Schule in Adabazar wurde zu Tode geprügelt, ein anderer geschlagen, bis er wahnsinnig wurde. Auch Frauen erhielten die Bastonnade.

Ibrahim Bey rühmte sich, er habe von der Regierung Vollmacht, mit den Armeniern zu machen, was er wolle. In der Kirche von Bagtschetschik ließ er Grabungen nach Waffen veranstalten, fand aber nichts.

Um die Muhammedaner aufzureizen, wurden die lächerlichsten Lügen verbreitet. Ein türkischer Offizier erzählte, die armenischen Frauen hätten 10 000 Rasiermesser bei sich versteckt, um damit den Türken die Hälse abzuschneiden.

Am 30. Juli wurden die Ortschaften Bagtschetschik (Bardezak), Owatschik und Döngell mit ca. 20 000 Armeniern deportiert. Bagtschetschik wurde von 60 Zaptiehs umzingelt, an Widerstand dachte niemand.

Nach und nach wurden alle armenischen Ortschaften ausgeleert. Der amerikanische Botschafter konnte nur erreichen, daß den Deportierten etwas mehr Zeit gelassen und die Deportation gegen 14 Tage aufgeschoben wurde.

In Brussa sollte ein gregorianischer Armenier aus guter Familie, namens Sedrak, Waffen ausliefern, hatte aber keine. Er wurde von der Polizei derart mißhandelt, daß er Rippenbrüche erlitt. Dann wurde er mit den Worten: „er könne jetzt armenischer Minister werden,“ auf die Straße geworfen.

Dr. Taschjan und Dr. Melikset, Chefarzt des städtischen Krankenhauses in Brussa, wurden in Ketten nach Panderma gebracht und dort zu zehn Jahren Haft verurteilt. Dr. Melikset wurde in Ketten nach Brussa zurückgebracht und verschwand eines Tages. Als Beweis seiner revolutionären Gesinnung wurde eine Visitenkarte, die er vor sechs Jahren an seine Frau geschickt hatte, vorgezeigt,

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Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/160&oldid=- (Version vom 31.7.2018)