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welche jetzt mit Männern aus dem alten Regime wie Achmed Muktar Pascha und Kiamil Pascha zusammenarbeitete, hatte zwar nicht das Heft in Händen, aber sie bedeutete doch einen wichtigen Faktor im politischen Leben. Ihre Führer waren Prinz Sabaheddin, Ismail von Gümüldschina und der Hodscha Sabri Efendi. Das Ministerium der „Böjükler“ (großen Männer), das die bedeutendsten Politiker der alten Zeit zur Rettung des Vaterlandes umfaßte, verlor den Balkankrieg und die europäische Türkei. Als Kiamil Pascha im Begriff war, einen Frieden zu schließen, der den Verlust Adrianopels einschloß, ergriffen die gestürzten Führer der jungtürkischen Partei aufs neue die Zügel. Bei dem Putsch, den Enver Bey inszenierte, erschoß er den Kriegsminister Nasim Pascha, und die gegenwärtigen Führer Talaat Bey und Enver Pascha saßen im Sattel. Mit diesem Umschwung der Dinge beginnt die Verschwörungsarbeit der Partei der liberalen Union. Ihre erste Tat war die Ermordung des Kriegsministers Mahmud Schewket Pascha am 11. Juli 1913. Dies Attentat wurde mit einer rücksichtslosen Verfolgung aller Mitglieder der türkischen Opposition beantwortet, deren Führer ins Ausland flohen. Auf diese Zeit geht das Komplott zurück, das sich den Umsturz der gegenwärtigen Regierung zum Ziel gesetzt hatte, aber durch den Verrat eines „Haupteingeweihten“ rechtzeitig entdeckt wurde. Die Führer der Opposition hatten sich in Paris mit dem erbittertsten Feind des Komitees, Scherif Pascha, der über große Mittel verfügte, in Verbindung gesetzt. Leiter des Komplotts waren Prinz Sabaheddin, Oberst Zadik, Ismail aus Gümüldschina und Scherif Pascha, der die Mittel liefern mußte. Verwickelt in das Komplott wurde der Armenier Sabahgülian, früheres Mitglied eines Hintschakisten-Komitees in Ägypten, aus dem er bereits ausgeschlossen worden war. Im letzten Stadium wurden angeblich der griechische Gesandte in Konstantinopel, sein Archivar und andere griechische und türkische Elemente zugezogen. Zuletzt

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Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/201&oldid=- (Version vom 31.7.2018)