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ebenso die von Deutschland eingeführte Baumwollkultur in Cilicien.

Der größte Teil des Imports liegt in den Händen der Armenier. Die größeren armenischen Häuser haben ihre Einkaufsniederlassungen in den verschiedenen Industriestädten Europas. Mit ganz wenigen Ausnahmen, die niemals im Handel zu vermeiden sind, haben sich die Armenier, im Widerspruch zu ihrem Ruf, in ihren geschäftlichen Beziehungen mit den europäischen Lieferanten als durchaus korrekt und ehrlich erwiesen. Wenn sich heute im deutschen Handel der türkische Kaufmann eines guten Rufes erfreut, so verdankt er dies den armenischen Firmen. Denn abgesehen von einzelnen Salonikier Dönmehs (muhammedanische Juden) und Sefardims (spanische Juden) gibt es in ganz Kleinasien, vielleicht mit ein oder zwei Ausnahmen, keine einzige rein türkische Firma, die mit dem Auslande Handel treibt. Wenn auch bisher die türkische Regierung keine zuverlässigen Handelsstatistiken veröffentlicht, kann doch der Import der größeren türkischen Hafenplätze, mit Ausschluß von Syrien, und zwar Konstantinopel, Smyrna, Trapezunt, Samsun, Mersina, die direkt mit Europa arbeiten, auf 15 Millionen türkische Pfund (ca. 300 Mill. Mk.) geschätzt werden. Dieser Import liegt zum größeren Teil in den Händen armenischer Großkaufleute.

Der Export des Landes lag früher fast ausschließlich in den Händen europäischer und griechischer Firmen. Die Armenier spielten dabei nur eine Vermittlerrolle, indem sie die verschiedenen Landesprodukte nach den Handelsplätzen brachten beziehungsweise an griechische und armenische Kommissionshäuser lieferten, die sie ihrerseits an die europäischen Exportfirmen verkauften. Seit etwa 20 Jahren haben auch die Armenier angefangen, sich mit dem Export abzugeben und haben es in kurzer Zeit soweit gebracht, daß vor dem Kriege einzelne Artikel, wie Feigen, Rosinen, Nüsse und Opium zum größten Teil durch armenische

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Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/284&oldid=- (Version vom 31.7.2018)