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türkischer Soldaten, die selbst dabei waren, gehört haben, alles, was sie noch von den Karawanen am Leben fanden, fast nur Frauen und Kinder, niedergemacht. Die türkischen Soldaten erzählten, wie sich die Frauen auf die Knie gestürzt und um Erbarmen gefleht hätten, und dann, als keine Hilfe mehr war, ihre Kinder selbst in den Fluß geworfen hätten. Ein junger türkischer Soldat sagte: „es war ein Jammer. Ich konnte nicht schießen. Ich tat nur so“. Andere rühmten sich gegenüber dem deutschen Apotheker, Herrn Gehlsen, ihrer Schandtaten. Vier Stunden dauerte die Schlächterei. Man hatte Ochsenwagen mitgebracht, um die Leichen in den Fluß zu schaffen und die Spuren des Geschehenen zu verwischen. Am Abend des 11. Juni kamen die Soldaten mit Raub beladen zurück. Nach der Metzelei wurde mehrere Tage in den Kornfeldern um Erzingjan Menschenjagd gehalten, um die vielen Flüchtlinge abzuschießen die sich darin versteckt hatten.

In den nächsten Tagen kamen die ersten Züge von Deportierten aus Baiburt durch Erzingjan.

Baiburt.

In der Stadt Baiburt und den umliegenden Dörfern lebten 17 000 Armenier. In verschiedenen aufeinanderfolgenden Transporten wurde die Bevölkerung in den ersten beiden Juniwochen aus den Dörfern und der Stadt ausgetrieben. Zuerst kamen die Dörfer an die Reihe, in denen viele Einwohner schon den Gendarmen und den plündernden Bauern zum Opfer gefallen waren. Drei Tage vor dem Aufbruch der Armenier von Baiburt wurde der armenische Bischof Wartabed Hazarabedjan nach achttägiger Gefangenschaft mit noch sieben angesehenen Armeniern gehenkt. Sieben oder acht andere vornehme Armenier, die sich weigerten, die Stadt zu verlassen, wurden in ihren Häusern getötet, 70 oder 80 andere im Gefängnis geschlagen, in die Wälder geschleppt und dort getötet.

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Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/82&oldid=- (Version vom 31.7.2018)