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Wir sind sehr arm, wir Saalfields, und ich mußte ein billiges Heim wählen.“

„Das ist alles sehr merkwürdig,“ meinte Harald, leicht den Kopf schüttelnd. „Kennen Sie einen Mr. Gorry Banks?“

„Ich höre den Namen zum ersten Male, Herr Harst.“

Gleich darauf eilten wir durch die Kolonie dem Kolberger Platz zu.




3. Kapitel.
Der echte Sherlock Holmes.

Vielleicht würde die Abneigung gegen sogenannte Kriminalromane von seiten sogenannter rein literarischer Intellektueller nicht so stark sein, wenn die Verfasser erfundener „Probleme“ (mir will das Wort nie recht in die Feder) nicht so eifrig bemüht wären, ihren Lesern die „Enthüllung“, also den Weg aus dem Irrgarten von Vorfällen, so sehr zu erleichtern und Sensation auf Sensation zu häufen.

Wie stand es nun mit dieser jungen vornehmen Engländerin Heloise Saalfield? Sie war ein graziöses, ruhiges Geschöpf mit freiem Blick, mit ein wenig verträumten Zügen. Sie ging zwischen uns und bedankte sich schlicht, daß wir es ihr nicht länger zugemutet hatten, in Zwanczas Räuberhöhle zu verweilen. „Ich wäre in dem Geruch ohnmächtig geworden …“ – Hätte sie geahnt, daß dieser Enterbte des Schicksals ein Graf, ein Kammerherr, einst ein Besitzer von Millionen gewesen, sie würde es kaum geglaubt haben. Sie sprach nicht viel, aber sie erweckte auch nicht den Eindruck, daß sie jedes Wort etwa abwäge. Sie war lediglich „Dame“, dabei von jener sicheren Zwanglosigkeit, die das Erbteil alten Blutes ist. Was sie so beiläufig erwähnte,

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der alte Gobelin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_alte_Gobelin.pdf/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)