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mit der Räumung Amerikas beginnen?“ lachte der Oberst.

„Du sagst es.“

„Schön, mein roter Messias, es soll gleich geschehen. Bis wann haben wir mit Deiner hohen Genehmigung Zeit?“

„Bis heute mittag.“

„Und wenn wir nun bleiben?“

„So würden meine Krieger eine halbe Stunde später im Fort sein und weder Frauen noch Kinder schonen. Du hast die Wahl: freien Abzug oder Tod.“

„Hm. Dürfen wir auch etwas mitnehmen, Messias?“

„Alles. Wir brauchen nichts.“

„Auch das Feuerwasser? Du bist ein schlauer Junge, denn Du verbietest Deinen Kriegern das Feuerwasser doch nur, damit Du alles allein trinken kannst.“

Da trat plötzlich der Missionar hastig vor.

„Um Gotteswillen, meine Herren,“ rief er, „spotten Sie nicht weiter, Sie verkennen die Lage ganz und gar. Sämtliche Indianerstämme sind vereint. Dreißigtausend Krieger stehen in Waffen. Alle Weißen sind ausgewiesen worden. Nur einige Leute, denen die Krieger trauten, behielten sie als Gefangene und zur Warnung für die anderen Weißen noch bei sich, darunter auch mich. Ich flehe Sie mit erhobenen Händen an, geben Sie jeden Widerstand auf. In sämtlichen zweiundzwanzig Forts an der Grenze ergeht jetzt dieselbe Aufforderung, und hinter diesem Häuptling stehen vierhundert wohlbewaffnete Sioux.“

Die Offiziere erbleichten. Sie hatten gar nicht gedacht, daß es überhaupt so weit kommen würde. Doch ihr Schreck war nur ein ganz oberflächlicher. Was wollten denn vierhundert nackte Indianer gegen die mit modernsten Geschützen gespickten Festungswälle ausrichten, hinter denen dreihundert Soldaten lagen!

„Ich glaube, Sie sind von der Verrücktheit dieses Messias schon angesteckt,“ höhnte der Kommandant.

„Bei Gott, er ist mit himmlischen Kräften begabt und

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Robert Kraft: Der rote Messias. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_rote_Messias.pdf/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)