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das Geheul. „Habt Ihr meine Lehren vergessen? Ihr seid alle des Todes!“

Augenblicklich verstummte der Lärm, die Rasenden kamen wieder zur Besinnung, wenn diese auch nicht lange währte und keine Besserung bedeutete. Eine Beschämung war nicht vorhanden. Die vor Wut funkelnden Augen blieben dieselben, und diejenigen, welche die Trunkenen von den Branntweinfässern hatten abhalten wollen, blickten hilfesuchend auf ihren Messias.

„Wer nur einmal wieder, nachdem er meine Worte gehört hat, seine Zunge in Feuerwasser taucht, ist dem Tode verfallen,“ fuhr dieser drohend fort, und doch lag tiefer Schmerz in seiner Stimme, „und wer das Blut seines roten Bruders vergießt, dessen Blut wird wieder vergossen werden, so spricht mein Vater, der große Geist.“

„Wir wehrten sie nach Deinem Befehl von dem Feuerwasser ab,“ sagte ein Krieger, dessen Tomahawk von Blut gerötet war.

„Dennoch ist nun der Zauber von Dir genommen, und nur einmal konnte ich ihn Dir geben,“ entgegnete Todespfeil düster.

Da wankte eine riesige Gestalt heran. Es war die des grauen Bären. Auch er hatte sich an dem Gelage beteiligt. Auch gegen ihn mußte sich eine Waffe aus dem eigenen Stamme erhoben haben, denn über seine nackte Brust zog sich ein klaffender Riß. Das Feuerwasser hatte also das strenge Verhältnis zwischen dem Häuptling und den Kriegern aufgelöst. Seine stieren Augen glühten, aber wenn der Branntwein auch schon den Gebrauch seiner Glieder etwas gelähmt hatte, seiner Sinne war er doch noch mächtig.

„Du lügst!“ donnerte er Todespfeil an. „Liegen nicht draußen meine Krieger erschlagen? Dein Wort hat uns nicht unverwundbar gemacht! Nicht durch Deinen Zauber, sondern durch unsere Tapferkeit haben wir dieses Fort erstürmt, und Du sollst uns nicht wehren, den Blaßgesichtern ihre Skalpe

Empfohlene Zitierweise:
Robert Kraft: Der rote Messias. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_rote_Messias.pdf/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)