Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
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aber rein laß ich dich nit;
ich habs einem Andern versprochen.‘‘‘
„Vielleicht derselbe bin ich!
ei vielleicht erkennst du mich.“ –
‚‚‚Mich däucht, du schmeckst wie die Erde,
’ch hab gemeint, daß du seist todt.‘‘‘
weil ich komm von derselben her.
Es ist schon achthalb Jahre,
seit ich gestorben bin.
weck nur auf all deine Freund;
weck nur auf dein Bruder und Schwester,
und die Hochzeit ist schon bereit!
setz nur auf dein grün Kränzelein,
mit rosen Seide gebunden;
wolln wir fahrn in Himmel hinein!“
macht die Braut das Testament;
bald das andre Glöcklein läutet,
nahm sie auf ein glückseligs End.
verschieden bei der Nacht;)
und Gott Vater war selbstens der Priester,
gabs dieselbgen Brautleut zusammn.
3. ’’Schmeckst’’, riechst. – 7. ’’Bald’’, sobald.
spazieren bei der Nacht,
er gieng unter Feinslieb Fenster:
„Ei schläfst du oder wachst?“
ich aber erkenne dich nicht.‘‘‘ –
„Steh auf und komm zum Fenster!
vielleicht erkennst du mich.“
sie aber erkannt ihn nicht:
‚‚‚Du riechst mir so nach Erde,
oder bist du selber der Tod?‘‘‘
ich liege schon längst darin;
ist heute schon acht Jahre,
daß ich gestorben bin.
Ludwig Erk (Herausgeber): ’’Deutscher Liederhort’’. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_075.jpg&oldid=- (Version vom 25.10.2019)