Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
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ja Schwester,
ach nein, das nehm ich nicht:
Gott hat uns heut gespeiset,
er speist uns morgen auch.“
1, 4. Ein reich und eine arme, die arm mußt betteln gehn. – 2. Warum gehst du denn betteln? du hast es ja nicht noth: du hast ein reiche Schwester, die wird dir leihn ein Brot. – 3. Die arme Schwester nur sich wandt, sie gieng wol etc. – 4. Gott grüß dich, liebe Schwester, verleih mir doch ein Brot für meine sechs kleinen Kinder, die leiden große Noth (sie sterben von Hungersnoth – die sterben Hungertod). – 4a. (Ach Schwester, liebste Schwester, ich hab für sie kein Brot;) du sollst ja nehmn ein Messer und sollst sie stechen todt! – 6, 5. Die sie im Elend fand. – 6a. Ach Mutter, herzliebste Mutter, gieb uns ein Stücklein Brot! – „Ich soll ja nehmn ein Messer und soll euch stechen todt.“ – 6b. Ach Mutter, herzliebste Mutter, ach nein, das thue nicht! Wir wollen jetzund schlafen, bis uns Gott wecket auf. – 7. Der reiche Mann (der Mann [Herr] wol) aus der Kirche kam und wollt aufschneiden das Brot: das Brot war hart wie Steine, das Messer von Blut so roth. - 8. Ach Frau, herzliebste Fraue (ach mein herzliebste Fraue), wem hast dus Brot versagt? – „Ach Gott, meiner armen Schwester, die mich so flehentlich (herzlich) bat!“ – 9, 5. die sie im Elend fand. – 10. Ach Schwester, liebste Schwester, verzeih mir einmal dies! Ein Brot will ich dir geben, (Alles Geld will ich dir geben,) die Kinder zu ernähren: verzeih mir einmal dies! – 11, 5. und morgen auch er speist. – 12. Ihr Reichen, thut bedenken, und thut den Armen Guts, auf daß Niemand darf sterben von großer Hungersnoth. (Aus Hainau.) – 12. (Im Münsterschen:) Die Schwester die wandt sich umme und gieng ihrn traurigen Gang; der Teufel der kam gegangen und faßt sie bei der Hand.
Sehr mäßig. | Mündlich, aus der Gegend von Perleberg u. Wittstock. |
die eine war reich an Gut,
die andre hatte sechs kleine Kinder, :|:
und der ihr Mann war todt. :|:
und gieng wol ihren Gang,
sie gieng zu ihrer reichen Schwester,
die sie in Freuden fand.
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_078.jpg&oldid=- (Version vom 25.10.2019)