Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
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all die ich nicht tragen darf?‘‘‘
„So sag, du hast sie gefunden
im Laub und grünen Gras.“
das steht mir übel an;
viel lieber will ich sagen:
ein Goldschmied will mich han.
ach gebt mir einen Rath:
ein Goldschmied will mich freien,
ein Goldschmied geht mir nach.‘‘‘
und geht dir ein Goldschmied nach,
so schlage dein Aeugelein nieder
und biet ihm die Zeit vom Tag!“
der Rath der ist nicht gut;
der Goldschmied ist mir lieber
als all meins Vaters Gut.‘‘‘
als all deins Vaters Gut,
so packe deine Kleider zusammen
und lauf dem Goldschmied zu!“
der Kleider hab ich nicht viel;
gebt ihr mir fünfhundert Gulden,
so kauf ich was ich will.‘‘‘
der Gulden hab ich nicht viel;
dein Vater hat sie verrauschet
beim Karten- und Doppelspiel.“
beim Karten- und Doppelspiel,
ei so muß sich Gott erbarmen,
daß ich seine Tochter bin!‘‘‘
die giengen früh ins Gras, :|:
sie giengen in den Garten
und da der Schreiber saß. :|:
wol in das grüne Gras,
er bat die Herzallerliebste sein
und daß sie zu ihm saß.
so hab ich doch kein Gras;
ich hab ein zornigs Mütterlein,
die schlägt mich alle Tag.“
so bind dein Fingerlein zu
und sprich: dich hat gestochen
wol eine Sommerblum.‘‘‘
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_126.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2019)