Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
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du nähmst den Bändersknab;
so gieb du mir die Treuheit,
die ich dir geben hab!“
ich weiß von keinem Geld;
der Reiter soll mich holen,
wenn ich von Treuheit weiß!‘‘‘
als da die Hochzeit war,
da kam ein stolzer Reiter,
der setzt sich obenan.
ich kann nicht fröhlich sein.“
Trompeten und Schalmeien
die gehen insgemein.
den Tanz wol mit der Braut;
er schwenkt sie dreimal rumme,
damit zur Thür hinaus.
ein Land, es war wol breit.
Der Hals war ihr zerbrochen,
die Seel war eigen sein.
nehmt ihr von Zwein kein Geld!
den Ersten thut behalten,
den Zweiten schickt ins Feld.
die liebt zwei Burschen schon;
der Eine war ein Schäfer,
der Andr ein Kaufmannssohn.
wen sie wol nehmen sollt?
„Laß du den Schäfer laufen
und nimm den Kaufmannssohn!“
als er Abschied von ihr nahm.
‚‚‚Der Teufel wird dich holen
an deinem Hochzeitstag!‘‘‘
da gieng die Hochzeit an;
da kam ein Herr geritten
und setzt sich obenan.
ein gut Glas rothen Wein?“
‚‚‚Ich will ja nichts begehren
als tanzen mit der Braut.‘‘‘
zum Fenster flog er naus;
er riß ihr gleich die Augen,
die Zunge aus dem Hals.
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_130.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2019)