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13.
‚‚‚Der Reiter der ist nicht mehr hie,

er ist geritten in aller Früh –
der Reiter ist schon weiter.‘‘‘

14.
„Wie kann der Reiter weiter sein?

sein Röslein steht im Stall allein
mit Sattel und mit Zäumen.

15.
„Habt ihr dem Reiter was Leids gethan,

so habt ihrs eurem Sohn gethan,
der aus dem Krieg ist kommen.“

16.
‚‚‚Ei du verfluchtes Geld und Gut,

bringst Manchen um sein guten Muth
und um sein jung frisch Leben!‘‘‘

17.
Die Frau gleich in den Brunnen sprang,

der Mann sich in der Scheuer anfhang:
sind das nicht drei Mordthaten?

(Aus dem Odenwald.)

1, 2. Die hatten Lust ins Feld zu gehn, wol unter die Soldaten. – 2, 2. sie machten auch ein große Beut an Silber und an Golde. – 3. Sie haben sich ganz kurz bedacht und sich bald wieder nach Haus gemacht, nach Haus warn sie geritten. – Sie ritten vor der Frau Wirthin Haus, Frau Wirthin schaut zum Fenster raus und bot ihn guten Morgen. – Die Str. 3, 4 u. 5 finden sich wieder in dem Liede: „Es wollt ein Fuhrmann ins Elsaß fahrn.“ (Vgl. Frankfurter Lieder-Büchlein. 1582 und 1584. Nr. 239. [Uhland. II, 734.] Ferner Hoffmann’s v. F. Schlesische Volkslieder S. 62, unten.) – 4, 2. ein Reiter über Nacht zu bhaltn, den Reiter zu gastieren! – 5. Warum werd (sollt) ich die Gewalt nicht habn, zwei Reiter über Nacht zu behaltn, dazu und auch gastieren! – 5a. Und als der Ein in die Stube nein trat, den Geldgurt auf den Tisch er warf, Frau Wirthin soll ihn aufheben. – 6. Sie deckt ihm ein schneeweißen Tisch und trug ihm auf gebackne Fisch etc. – 7, 3. ich kanns ja wol bezahlen. – 8, 1. Und als der Reiter schlafen war – Und als die Mitternacht anbrach. – 9. Ach Weib, laß du das Morden sein und bleib bei mir im Bett allein. – 10, 2. sie macht das Schmalz im Pfännchen heiß und goßs dem Reiter in Halse. – 11. Sie griff den Reiter bei der Hand, schleppt ihn in Keller in kühlen Sand: Hier lieg etc. – 12. Des Morgens als der Tag anbrach, da kam dem Reiter sein Kamerad: „Und wo ist denn mein Reiter?“ – 14, 3. gesattelt und gezäumet – sein Rößlein thut nicht weichen. – 14a. Sie suchten aus das ganze Haus, sie suchten aus das Kellerhaus, drin fanden sie ihn liegen. – 16. O du verdammtes Geld und Gut, bringst Manchen um sein junges Blut, wol Manchen um sein Leben! – 17. Die Mutter in das Wasser sprang, der Vater der sich selbst erhang: drei Mord an Einem Tage!


43a. Die Mordeltern.
(Um 1630.)
1.
Es warn einmal zwei Bauernsöhn,

die hatten Lust ins Feld zu gehn,
die hatten Lust zu streiten.

2.
Sie ritten ein, sie ritten aus,

sie ritten vor das Gastwirthshaus
die guten Kameraden.

3.
Und als sie an dem Wirthshaus warn,

Frau Wirthin vor dem Fenster stand
mit ihren schwarzbraun Augen.

4.
„Frau Wirthin, hat sie die Gewalt,

zwei Reiter über Nacht zu bhalt,
zwei Reiter zu quartieren?“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_149.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2019)