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4.
Und greift mich dann am End das Wind,

der Jäger mich an sein Sattel bindt;
wol an dem großen Prangen
da muß ich Marten hangen,
da schlicker und schlacker ich hin und her,
als wenn ich ein Dieb vom Galgen wär!

5.
Kriegt mich die Köchin dann zur Hand,

hängt sie mich Marten an die Wand;
das Mädchen kommt gegangen,
die Herren thut verlangen;
sie saßen, sie aßen alle frisch,
sie hatten ein gebratnen Hasen aufm Tisch.

6.
Darum, ihr Brüder insgemein,

so viel wir in dem Walde sein,
entlaufet vor dem Jäger,
entfliehet vor dem Schläger,
entlaufet, eilet und säumet euch nicht!
Nun gute Nacht! lieber Marten spricht.

(Mündlich, ans dem Würtembergischen. Um 1805.)


57e. Cantus de Lepore.


1.
Flevit Lepus parvulus

clamans altis vocibus:
Quid feci hominibus,
quod me sequuntur canibus?

2.
Neque in horto fui

neque olus comedi. Quid feci etc.

3.
Longas aures habeo,

brevem caudam teneo.

4.
Leves pedes habeo,

magnum saltum facio.

5.
Caro mea dulcis est,

pellis mea mollis est.

6.
Quando servi vident me,

Hase, Hase vocant me.
Quid feci hominibus,
quod me sequuntur canibus?

7.
Domus mea silva est,

lectus meus durus est.

8.
Dum montes ascendero,

canes nihil timeo.

9.
Dum in Aulam venio,

gaudet Rex et non ego.

10.
Quando Reges comedunt me,

vinum bibunt super me.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_199.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)