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78. Erinnerung ans Schätzle.


Mäßig bewegt und leicht. Schweizerisch.
Noten
Noten


1.
sisch no nit lang daß gregnet het,

die Läubli tröpflet no;
i hā-n-emol es Schäzli ghet,
i wett i hätt es no!

2.
Jez isch er gange go wandere,

i wünsch em Löcher in dSchueh,
jez hā-n-i wieder en Andere,
Gott geb mer Glük derzue.

3.
sisch no nit lang daß er ghürath het,

sisch gar e kurzi Zyt;
si Rökli ist em loderich,
si Strümpfli sin em z’wyt.

(Vgl. „Des Knaben Wunderhorn.“ III. B. Heidelberg, 1808.“ S. 137. [In neuster Aufl. III, 130.])

1. no, noch. het, hät, hat. ghet (gewöhnlich ghā), gehabt, um des Reimes willen. tröpflet, tröpfeln. e, es, ein. i wett, wott, ich wollte. – 2. gange go wandere, gegangen um zu wandern. („Die kurztonigen ga, ge, go, gaga, goge, gogo werden öfter vor die Infinitiven gesetzt, um hinzuweisen auf den Zweck, warum etwas geschieht, als: goh go schlofe [gehen, um zu schlafen]“ etc. Vgl. F. J. Stalder, Schweizerische Dialektologie. S. 57.) – 3. Zyt, Zeit. s’wyt, zu weit.


78a. Erinnerung ans Schätzle.
1.
Das Gäßle das i gange bin,

das Gäßle gā-n-i no;
das Schäzle wo-n-i gliebet hā,
das Schäzle lieb i no.

2.
sist no nit lang daß gregnet het,

die Bäumle tröpflet no;
i hā-n–emol e Schäzle ghet,
i wett i hätt es no!

3.
Jezt aber ist es gwanderet

mit samt de Strümpf und Schueh;
jezt hā-n-i wieder en Anderes,
sist au e braver Bue.

(Mündlich, aus der Schweiz. Um 1808.)

1. Ich , goh, gon, ich gehe. i hā, ich habe. – 3. au, auch. 3, 2. Dem Unter- (Ober-) ländle zue.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_225.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2019)