Seite:Deutscher Liederhort (Erk) 230.jpg

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3.
All Freud ist mir benommen

vor lauter Traurigkeit,
weil ich mein Schatz seh kommen
in eim schneeweißen Kleid.

4.
Ja ja, ich habs gesehen,

und nicht mehr sehen kann.
Mein Herz thut mir so wehe,
es brennt wie Feur und Flamm.

5.
Glaub nicht der falschen Zunge,

die mich so sehr veracht:
Wer mir mein Schatz nicht gönnet,
dem sag ich gute Nacht.

6.
Ich geh nicht aus den Stegen,

ich geh nicht aus der Stadt
bis ich mein Schatz gesehen
und ihn geküsset hab.

(Vgl. die Mel. „Es wollt ein Jäger jagen.“ Liederhort, S. 187.)

1, 1. Schönster Schatz, mein Engel. – 4, 1. Weil ich es hab gesehen. 4. 3. thut mir mein Herz so wehe – das thut mein Herze kränken. 4. Als ich ihn sah von ferne und thät ihn schauen an, brennt mir mein Herz vor Liebe, wie eine Feuerflamm. – 5. Das thun die falschen Zungen, die mich und dich veracht: die mir mein Schatz nicht gunnen, den sag ich gute Nacht. – 6. Ich geh nicht aus dem Städtchen, geh auch nicht aus der Stadt, bis daß ich mein Feinsliebchen wol in den Armen hab.


85. Verwehte Treue.

Mäßig geschwind. Oesterreichisch.
Noten
Noten


1.
Hiezt håb i mein Treuheit

in Gårten ånbaut,
und es is mir nix gwåchsen
åls lauter Unkraut.

2.
Und wånn mi dLeut frågn

ob mein Treuheit schön blüeht,
so gieb i ean zÅntwort:
der Wind håts verfüehrt.

3.
Der Wind håts verfüehrt,

übers Eck außi trågn,
und hiezt måg i mein Treuheit
går nimmer derfrågn.

(A. von Spaun, „Die österreichischen Volksweisen, dargestellt in einer Auswahl von Liedern, Tänzen und Alpenmelodien etc. Wien, 1845.“ S. 38.)

1. Hiezt, jetzt. – 2. ean, ihnen. – 3. außi, hinaus.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_230.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)